"Project Timeout"
Aufforderung zum Löschen: Universal überhäuft TikTok mit "Takedown Notices"
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Da TikTok und Universal sich nicht auf einen neuen Lizenzvertrag einigen konnten, wurden am 1. Februar alle Universal-Songs von der Plattform gelöscht. Zum 1. März folgten dann die Songs der Universal Music Publishing Group. Beide Löschungen zusammen umfassten mehrere Millionen Songs.
Neue Versionen
Um zu verhindern, dass Songs unter Universal auf TikTok veröffentlicht werden, hat die Plattform einen Filter installiert. Dieser Filter erkennt jedoch nur die Originalversionen der Lieder, nicht leicht veränderte Versionen wie beschleunigten (sped up) oder verlangsamte Versionen, die aktuell sehr beliebt sind.
So können UMG und UMPG Songs dennoch hochgeladen werden, wenn sie schneller, langsamer, hoch- oder runtergepitcht wurden. Dem möchte Universal entgegenwirken, indem sie Aufforderungen zur Löschung eben dieser Lieder (sog. Takedown Notices) stellen.
Laut einer Analyse von Pex sind ungefähr 38 Prozent aller Lieder auf TikTok modifiziert. Modifizierte Lieder sind jedoch nicht nur ein Problem von TikTok, sondern von allen Social Media Kanälen, auf denen User selbst uploaden können. Problematisch wird es jedoch vor allem dann, wenn eine Plattform – wie in diesem Fall TikTok – nicht über die entsprechenden Lizenzen verfügt.
Viele Songs
Insgesamt sind bei TikTok schon über 37.000 "Takedown Notices" eingegangen, die sage und schreibe 120 Millionen Videos betreffen. So kommt es, dass aktuell viele TikToks ohne Ton auf der Kurzvideoplattform laufen.
TikTok hält sich zwar an die neue Lizenzregeln gegenüber Universal und entfernt die modifizierten Songs. Aufgrund der hohen Anzahl an modifizierten Liedern und betroffenen Videos sei die Situation allerdings etwas außer Kontrolle geraten, wie ein anonymer Insider gegenüber Music Business Worldwide (MBW) berichtet.
Laut dem Informanten nennt Universal die große Zahl an "Takedown Notices" intern "Project Timeout".
Kritik an Universal
Viele Artists kritisieren Universals Entscheidung, deren Songs nicht mehr auf der Plattform anzubieten, denn TikTok hat sich in den letzten Jahren zu einer Plattform entwickelt, die gerade jungen, unbekannten Künstler*innen dabei helfen kann, ein breites Publikum zu erreichen und ihre Songs zu promoten. Das ist nun nicht mehr möglich, wenn diese bei Universal unter Vertrag stehen.
Der anonyme Informant erzählte, dass junge aufstrebende Artists durch die aktuellen Entwicklungen daazu ermutigt werden, ihre Songs in Sped Up-Versions (also beschleunigten Versionen) auf TikTok hochzuladen, um einen Hype zu generieren.
Folgen für TikTok
Nach einer Analyse von Sensor Tower, die MBW vorliegt, sinkt durch die über 4 Millionen fehlenden Lieder die Zufriedenheit mit der Nutzung von TikTok. Dies äußert sich vor allem an kürzeren Nutzungszeiträumen.
Betrachtet man diesen Fakt, sollte es TikTok eigentlich ein Anliegen sein, die verlorenen Lizenzen des UMG und des UMPG Katalogs wieder zu erwerben. Ob dies jedoch geschehen wird und ob TikTok versuchen wird, verstärkt gegen modifizierte Lieder vorzugehen, bleibt unklar.
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