Mehr künstlerische Freiheit, weniger Kunst?
TikTok testet App-eigenen KI-Musikgenerator
© Franck via Unsplash
Mit der Testphase der KI-basierten Musik-App "Ripple", die zur Erstellung und Komposition von Musik sowie der Bearbeitung von Audiodateien verwendet werden kann, hatte sich TikTok-Mutterunternehmen ByteDance bereits im Juli 2023 in die Welt der KI-generierten Inhalte gewagt.
Was bekannt ist
Jetzt, sieben Monate später, kursieren laut Digital Music News auf Reddit Berichte darüber, dass TikTok einen integrierten auf KI basierenden Song-Generator testen soll.
Bisher ist das neue Feature, das durch das in 46 verschiedenen Sprachen operierende Large Language Model Bloom betrieben wird, nur einigen wenigen Usern zugänglich. Diesen bietet sich nun die Möglichkeit anhand von Textprompts personalisierte Musik zur Untermalung ihrer Kurzvideos zu erstellen.
Was bedeutet das für die App?
Hierdurch bilden sich für die Ersteller dieser Inhalte neue kreative Freiheiten. Für TikTok selbst wäre die Durchsetzung dieses Features unter anderem durch die Verringerung anfallender Lizenzgebühren von Vorteil. Dennoch könnte sich dadurch auch die Natur der App stark verändern.
In der Vergangenheit war TikTok immer wieder damit aufgefallen, bestimmten Songs zu weiterer Bekanntheit zu verhelfen, da Videotrends oft jeweils auf einem speziellen Song aufbauen.
So zeigten etwa Videos, die durch den Song "Little Life" der Singer-Songwriterin Cordelia O'Driscoll zunächst idyllische Videoausschnitte aus dem Alltagsleben ihrer Ersteller*innen, die die kleinen Momente im Leben "romantisieren" sollten. Später wurde dieser Trend mit ironischem Unterton fortgeführt.
TikTok selbst betonte immer wieder, als Plattform zur Entdeckung neuer Musik beizutragen und virale Hits zu kreieren. Zudem konnten User durch die Verwendung von viral gegangenen Songs auf eine größere Reichweite ihrer erstellten Videos und somit ihre eigene Entdeckung als Creator hoffen.
Kein ganz neues Konzept
Unter Berücksichtigung dieser Dynamik auf der Plattform ist es fraglich wie durchsetzungsfähig KI-generierte Musik auf TikTok sein kann und welche Rolle ihr zukommen könnte. Bedenkt man jedoch, dass ByteDance mit Ripple bereits ein ähnliches Konzept getestet hat, scheint das Unternehmen für TikTok ein vielversprechendes Ergebnis zu erwarten.
Auch die Veranstaltung des großen Livemusik-Events "TikTok in The Mix" und die kürzlich hinzugefügte direkte Verknüpfung zu den großen Streamingdiensten zeigt: Die Ergänzung KI-generierter Musikoptionen scheint zunächst mehr als Erweiterung statt als Konkurrenz angelegt zu sein.
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