Die schlechtesten Umsätze seit den 90ern
Albumverkäufe auf Rekordtief: So trifft die Coronakrise den Einzelhandel
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Laut Billboard erreichten die Albumverkäufe in der Woche vom 12. bis zum 19. März 2020 einen absoluten Tiefpunkt: Die Zahl der verkauften Alben (dazu zählen Downloads, LPs, CDs und Kassetten) sank um 29 Prozent auf 1,52 Millionen verkaufte Einheiten.
Laut dem Marktforschungsinstitut Nielsen Music/MCR Data handelt es sich dabei um die schlechtesten Zahlen seit 1991, dem Beginn der Aufzeichnungen – und möglicherweise um die geringsten Verkäufe seit der Mitte der 60er, als das Album-Format begann, sich durchzusetzen.
Kann Streaming helfen?
Mit der Schließung des Einzelhandels (und in vielen Fällen auch der Lager) aufgrund der Corona-Pandemie brachen natürlich vor allem die Verkäufe physischer Tonträger ein: Im oben angegebenen Zeitraum sank der Umsatz mit CDs, Vinylschallplatten, Kassetten usw. erstmals auf unter eine Million verkaufter Tonträger (-36%; 979.000 verkaufte Exemplare).
Inwiefern das Audiostreaming in der Lage ist, den Umsatzausfall abzufedern, ist noch unsicher: Erste Erwartungen, nach denen die Popularität des Audiostreaming in Zeiten der selbstverordneten Quarantäne steigt, scheinen bisher nicht erfüllt zu werden.
Die Situation in Deutschland
Die Entwicklung der Tonträgerverkäufe seit dem Corona-Shutdown in Deutschland wurde bisher noch nicht im Detail analysiert. In einem gemeinsamen Bericht der Verbände der deutschen Musikindustrie bezifferten die Tonträgerhersteller/innen den voraussichtlichen Verlust in den kommenden sechs Monaten auf gut 250 Mio. Euro.
Die Musikwoche erhob in einer Blitzumfrage die derzeitigen (gefühlten) Folgen für den Fachhandel: Hier wurden von allen Befragten insbesondere die Solidarität der (Stamm-)Kunden und Kundinnen hervorgehoben, die durch Bestellungen etwa über Telefon oder Mail den Laden auch weiter unterstützen – auch wenn gleichzeitig der Umsatzausfall durch das Wegbleiben der Laufkundschaft stark ins Gewicht fällt.
(K)Ein Ende in Sicht?
Viele Befragte lobten gegenüber der Musikwoche auch die Kulanz seitens ihrer Vermieter/innen. Viele Plattenfirmen und Vertriebe reagierten bisher eher Verhalten, was Kulanz und Entgegenkommen angeht; gleichzeitig gäbe es aber zumindest bei einigen Unternehmen die Bereitschaft zur kooperativen Zusammenarbeit.
Fest steht jedoch, dass der Shutdown des öffentlichen Lebens nicht allzulange anhalten darf. Selbst mit Unterstützung durch Soforthilfepaketen von Bund und Ländern prognostizieren die meisten Einzelhändler/innen finanzielle Engpässe bereits ab Ende April. Außerdem ist es möglich, dass auch nach einer Aufhebung des Shutdowns das Konsumverhalten der Bevölkerung erst einmal eher zurückhaltend bleiben wird.
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