Kein Ausgleich für die Live-Verluste
Deutsche Musikindustrie wächst im ersten Halbjahr trotz Coronakrise
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Halbjahresreport 2020: Umsatzanteile aus dem Musikverkauf im ersten Halbjahr 2020 physisch/digital. © Bundesverband Musikindustrie e.V., GfK Entertainment
Aus dem Bericht des BVMI geht hervor, dass die die Branche in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt 783,7 Millionen Euro eingenommen hat, 4,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Wachstumstreiber ist weiterhin das Audio-Streaming, dessen Umsatz im ersten Halbjahr um 20,7 Prozent anstieg. Das Videostreaming legte mit 31,3 Prozent deutlich zu, hat jedoch mit 3,3 Prozent noch immer einen sehr geringen Marktanteil.
Vinyl triumphiert
Die Umsätze des einstigen Platzhirschs CD fallen hingegen weiter: Mit einem Minus von 22,9 Prozent hat sich die Rückgangsrate im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt – nicht zuletzt auch wegen den Folgen des Lockdowns für den stationären Handel.
Vinyl konnte trotz der krisenbedingten Maßnahmen ein Plus von 4,6 Prozent verzeichnen; Downloads fielen weiter (-22,5%).
Kein Durchatmen
Das Digitalgeschäft wuchs in den ersten sechs Monaten 2020 damit um 16,4 Prozent auf einen Anteil am Gesamtumsatz von 74,2 Prozent. Im Gesamtjahr 2019 lag der Anteil noch bei 64,4 Prozent. Das physische Geschäft fiel um 18,6 Prozent auf 25,8 Prozent Umsatzanteil.
Das Audio-Streaming hat mit 65,7 Prozent den größten Anteil an den Brancheneinnahmen, gefolgt von der CD mit 20 Prozent, Downloads mit 5,1 Prozent und Vinyl-LPs mit einem Umsatzanteil von 4,5 Prozent. Dr. Florian Drücke, der Vorstandsvorsitzende des BVMI, bewertet die Zahlen insgesamt positiv:
"Dass sich die Branche in der Corona-Krise insgesamt belastbar gezeigt hat, ist sehr erfreulich und ein Ergebnis der erfolgreichen Digitalstrategie. Allerdings: Mit einem Digitalanteil von fast 75 Prozent ist die wortlautgetreue Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht nun oberste Priorität, denn hier wird der Rahmen gesetzt, in dem das digitale Wachstum in Zukunft stattfindet."
Drücke mahnt weiterhin an, dass das leichte Branchenwachstum nicht davon ablenken dürfe, wie groß die Krise für den Live-Sektor sei. Die Folgen für die Künstler/innen und all jene, die an der Wertschöpfungskette teilhaben, seien verheerend. Aus diesem Grund begleite der BVMI die Forderungen nach staatlichen Hilfsmaßnahmen solidarisch.
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