Chancen nutzen
FEAT wendet sich mit Empfehlungen für einen sicheren Ticketzweitmarkt an EU-Parlament
Katie O'Leary, Leiterin der FEAT-Kampagne. © FEAT
Die Empfehlungen von FEAT verfolgen in erster Linie das Ziel, Musikfans gegen unlautere Praktiken auf dem Ticketzweitmarkt zu schützen und den illegalen Weiterverkauf von Veranstaltungstickets zu unterbinden.
In diesem Zuge verweist FEAT erneut darauf, dass der Ticketzweitmarkt bereits seit längerem unter Plattformen leidet, die den derzeitigen Mangel an Kontrolle zu ihrer eigenen Gewinnsteigerung ausnutzen: 2019 habe der Wert des Ticketzweitmarkts bei gut 12,1 Milliarden Euro gelegen, mehr als die 10,4 Milliarden Euro des weltweiten Marktes für Audio- und Video-Streaming.
Empfehlungskatalog
In dem Papier, das FEAT mit Unterstützung von Verbänden wie der International Federation of Music (FIM), der European Music Managers Alliance (EMMA) und dem Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) erstellt hat, fasst die Initiative mehrere Empfehlungen zusammen.
Diese sollen insbesondere in den im EU-Rahmen angekündigten Digital Services Act, der faire Bedingungen für Konsumenten, die ihre Geschäfte online tätigen, schaffen soll, einfließen. Die Empfehlungen umfassen u.a.:
- Klare Verbindlichkeiten für Online-Zweithändler: Ticketzweitmarkt-Plattformen brauchen einen genau definierten Rahmen, innerhalb dessen sie eine Plattform für Zweitmarkthändler/innen bieten dürfen.
- Genaue Untersuchung der von Verkäufer/innen angebotenen Tickets: Die Plattformen müssen Prozeduren gewährleisten, die es Schwarzmarkthändler/innen verunmöglichen, Tickets anzubieten, die nicht weiterverkauft werden dürfen.
- Mehr Transparenz: Die Plattformen müssen alle notwendigen Informationen über die zum Verkauf stehenden Tickets preisgeben, sodass Kund/innen informierte Entscheidungen treffen können. Außerdem müssen die eigenen Geschäftspraktiken offengelegt werden, also beispielsweise Verflechtungen mit Tickethändler/innen.
- Bessere Möglichkeiten für Klagen und Take-Down für angebotene Tickets: Die Maßnahmen, um gegen illegal angebotene Tickets vorzugehen, müssen schnell und einfach sein.
- Die Regeln müssen auch für Unternehmen mit Sitz außerhalb der EU gelten, deren Angebote von der EU aus verfügbar sind
- Die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle zur Bewertung des Ticketzweitmarkts: Eine zentrale Stelle könnte Vergleichsgrößen erfassen, anhand derer das Verhalten von Ticketzweitmarkt-Plattformen zukünftig gemessen werden kann.
Zeit für Veränderung
2019 hat die EU mit einem Verbot, mittels Bots große Mengen an Tickets zu kaufen, die erste Gesetzgebung gegen Ticketschwarzhändler beschlossen. Die Regelung habe die Pforten geöffnet für weitere Reformen. Der Digital Services Act stelle eine Gelegenheit dar, EU-weit gegen Ticketbetrüger vorzugehen. Dazu FEAT-Leiterin Katie O'Leary:
"Europäische Konsumenten benötigen einen Ticketzweitmarkt, dem sie vertrauen können. Dies ist nur durch bessere Kontrolle möglich. Es muss die Aufgabe der Zwetmarktplätze sein, sicherzustellen, dass die Tickets, von deren Verkauf sie profitieren, den Musikfans auch tatsächlich Einlass zu Events gewähren."
FEAT schreibt in der Stellungnahme, dass nicht nur die Fans, sondern insbesondere die Live-Industrie durch die Coronakrise gerade in finanzieller Hinsicht auf eine harte Probe gestellt werde. Gerade deshalb sei es dringend notwendig, den Zweitmarkt zu regulieren: Nur so könne sichergestellt werden, dass Fans Tickets zu fairen Preisen kaufen können, wenn das Live-Entertainment zurückkehrt.
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