Kunst für Kleingeld, Teil 4
Straßenmusik in und um Deutschland: Das ideale Busking-Equipment
© Paul Traeger Photography
→ Teil 1, 2 und 3 verpasst? Kein Problem, starte hier mit allem zu den Regeln, Genehmigungen, Auflagen und Besonderheiten bei Straßenmusik in und um Deutschland.
Multi-Funktions-Taschen
Das Tragen schwerer Koffer und Taschen ist besonders im Sommer eine schweißtreibende Angelegenheit und verbraucht Kraft, die eigentlich für die nächste Session vorgesehen war. Wer mit seinem Equipment mobil sein möchte, muss aufs Gewicht achten und braucht Taschen mit gutem Packmaß sowie genügend Fächern für den üblichen Krimskrams (Noten, Saiten, Werkzeug, CDs, etc.).
Mittlerweile gibt es in fast jedem Musikladen passende Modelle. Besonders für Gitarristen sind Doppel-Gigbags zu empfehlen. Man kann mit ihnen nicht nur zwei Gitarren transportieren, sondern stattdessen auch sperrigeres Reisegepäck wie Klamotten oder den guten alten Schlafsack verstauen. Die Tasche sitzt im Gegensatz zum Formkoffer bequem auf dem Rücken und hält dir beim Transport deiner Habseligkeiten die Hände frei.
Wer auf solche Softbags setzt, sollte für ein kleines Näh-Set mit Nadel und robustem Garn mit sich führen, denn es kann schon mal vorkommen, dass Träger oder andere Stoffteile durch die Gepäcklast reißen und man eine schnelle, provisorische Lösung braucht.
Kleingeldbehälter
Zum Sammeln deiner Einnahmen kommen verschiedene Behältnisse in Frage: Hüte, Taschen, oder eine selbst gestaltete Kiste erfüllen ihren Zweck mehr als ausreichend.
Aber auch hier ist das Packmaß wichtig: Mit der Instrumententasche schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe! Ästhetisch hat ein Stück Stoff auf Betonboden jedoch relativ wenig zu bieten. Mit ein bisschen Aufwand kannst du dein Gigbag jedoch in einen echten Hingucker verwandeln und selbigen gleich als Werbefläche oder Merchandise-Shop nutzen.
Egal in welchem Behältnis dein erspieltes Kleingeld letztlich landet: achte darauf, dass es groß genug ist, um auch im Vorbeigehen getroffen zu werden. Ein alter Kaffeebecher ist demnach keine besonders clevere Wahl.
Neben dem Kleingeldbehälter ist es sinnvoll eine Kleingeldbörse dabei zu haben, um das Potpourri aus Münzen platzsparend und sicher zu verstauen. Tipp: Eine Mikrofontasche (Softbag des Shure SM58 oder ähnliche Modelle) hat die perfekte Größe und fasst erfahrungsgemäß mehr als 200€ in Münzgeld.
Sitzgelegenheit
Je nachdem, welches Instrument du spielst, kann langes Performen im Stehen extrem schlauchen. Auf dem Weg von Spot zu Spot finden sich zwar immer wieder Sitzgelegenheiten, der eigene Hocker jedoch ist niemals besetzt. Darüber hinaus kannst du ihn gut als Erhöhung nutzen, um beispielsweise deinen Merch sichtbarer zu machen.
CDs und Merch
Auch wenn der Verkauf von Merch-Artikeln – insbesondere von CDs – in einigen Städten verboten ist, gibt es ein kleines Hintertürchen, durch das man mit entsprechender Vorsicht trotzdem die eigenen Produkte an den Passant bekommt:
Die Einnahmen deiner Darbietungen sind, da es weder Zahlungsverpflichtung noch Mindestbetrag gibt, Spendeneinnahmen und damit steuerfrei. Das gleiche Prinzip kann man auch bei CDs und Merch Artikeln anwenden! Das "Pay What You Want"- Konzept ist vielen Künstlern geläufig und immer häufiger anzutreffen. Streng genommen findet dabei kein Verkauf statt und deine Einnahmen sind auch hier als Spende anzusehen.
Vorsicht ist hier trotzdem die Mutter der CD-Kiste. Wenn du es übertreibst und den Verkauf zu aggressiv angehst, kannst du dir damit schnell ein Spielverbot oder Bußgeld einhandeln.
Handschuhe, Tape und stimmschonende Maßnahmen
Möchtest du nicht nur in der warmen Jahreszeit musizieren, sind fingerlose Handschuhe ein guter Schutz gegen die Kälte auch wenn es, je nach Instrument, ein wenig Übung bedarf mit ihnen zu spielen. Sie sind nicht nur Wärmespender, sondern auch Polster für die Handflächen und Finger.
Tape und Pflaster sind billig und auch im Sommer eine echte Erleichterung, wenn man sich durch energetisches spielen Finger oder Knöchel verletzt. Abtapen der Finger ist nicht nur bei Perkussionisten gängige Praxis: auch Gitarrenspieler können so länger unbeschadet in die Saiten hauen. Wer weiche Plektren nutzt, kennt die blutigen Folgen übermütiger Schrammelexzesse selbst und sollte entsprechend vorbeugen.
Das fragilste Instrument ist wohl die Stimme. Ein paar Töne zu viel erschrien und schon macht sie nicht mehr das, was man von ihr möchte. Alles was man der Stimme Gutes tun kann ist auch beim Busking eine Hilfe. Genügend Flüssigkeit, wenn möglich Warmsingen und nicht immer 110 Prozent geben. Lutschtabletten oder Bonbons tragen auch einen Teil dazu bei, die Stimme fit zu halten und finden sich in Drogeriemärkten oder, wenn auch teurer, in Apotheken.
Werkzeuge, Ersatzteile und Saiten
Lautes Spiel führt bei einigen Instrumenten auf Dauer zu Verschleiß. Darauf solltest du vorbereitet sein und entsprechend Ersatzteile inklusive Werkzeug mit dabei haben, um schnellstmöglich wieder spielbereit zu werden. Eine gerissene Saite oder ein kaputtes Blatt können nicht nur das Aus einer Aufführung bedeuten, sondern auch für den ganzen Tag, denn nicht immer findet sich um die Ecke der nächste Musikladen.
Für Ersatzsaiten musst du nicht gleich einen ganzen Satz anreißen. Organisiere dir stattdessen einen Vorrat der Saiten, die dir am häufigsten davon fliegen, das spart Geld und Zeit. Dicke Saiten halten meist länger als dünne und geben nebenbei noch etwas Headroom in Sachen Lautstärke hinzu. Zu guter Letzt spart dir eine Saitenkurbel wertvolle Sekunden, wenn du mitten im Set wechseln musst und bewahrt dich vielleicht davor, das so mühsam erspielte Publikum durch ewige Reparaturen zu verlieren.
Der Kapodaster
Ein ordentlicher Kapodaster ist ein absolutes Muss für jeden Straßenmusiker, der sich selbst mit der Gitarre begleitet. Durch das variieren der Tonhöhe von Leerseiten kannst du mit diesem Hilfsmittel vier- bis sechsstimmige Akkorde in allen Tonarten spielen, was einen erheblichen Beitrag zur Lautstärke deiner Gitarre leisten kann.
Zum Test kannst du einfach die Lautstärke eines "Powerchords" mit einem offen gespielten 6-stimmigen Akkord (z.B. E- oder G-Dur) vergleichen. Das Ergebnis sollte überzeugend sein. Ein weiterer Effekt ist, dass die hohen Tonlagen sich akustisch gut durchsetzen und die Gitarre, auch bei schlechter Akustik, gefühlt hörbarer ist als in tieferen Registern.
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→ Checke auf jeden Fall noch die wichtigsten Tipps, wie du mit Straßenmusik erfolgreich bist und Geld verdienst!
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