Ist das Betrug?
Bulgarische Spotify-Nutzer erwirtschaften mit zwei Playlists und 1200 Premium-Accounts Tantiemen in Millionenhöhe
© Spotify
Das Vorgehen der unbekannten Person(en) war denkbar einfach, wie Music Business Worldwide berichtet: Es wurden zwei Playlists mit den nicht sonderlich kreativen Namen "Soulful Music" und "Music From The Heart" angelegt, die jeweils mit knapp 500 äußerst kurze, eher nichtssagenden Musikstücken gefüllt wurden.
Die von den Playlist-Erstellern angeblich selbst komponierten Snippets mussten nur eine Bedingung erfüllen: Die Spielzeit musste jeweils (knapp über) 30 Sekunden betragen, um sich für Ausschüttungen seitens Spotify zu qualifizieren.
In einem nächsten Schritt legten der oder die Ersteller der beiden Playlists zahlreiche Spotify Premium-Accounts – angeblich um die 1200 – an, deren einziger Zweck es war, die eigenen Playlists rund um die Uhr anzuhören.
Zahltag
Music Business News stellt in ihrem Artikel Schätzungen auf, in welcher Höhe die durch "Soulful Music" und "One From The Heart" erwirtschafteten Tantiemen liegen dürften: Ein einzelner Spotify-Account könnte den Berechnungen zufolge die sehr kurzen Songs der Playlists rund 60.000 Mal im Monat abspielen.
Bei (niedrig angesetzten) Tantiemen von etwa 0,004 Dollar pro Wiedergabe beliefen sich die Ausschüttungen dabei auf etwa 300.000 Dollar pro Monat und Playlist. Von diesem "Gewinn" müssten lediglich die Kosten für die Premium-Accounts – rund 12.000 Dollar – abgezogen werden.
In den ungefähr vier Monaten, in denen die Playlists online ware, konnte somit eine beträchtliche Summe erwirtschaftet werden.
Rechtslage noch nicht geklärt
Die Playlists wurden im September 2017 gesperrt, nachdem ein Major-Label sich über die ungewöhnliche Popularität dieser so nichtssagenden Playlists wunderte.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden die Vorfälle noch nicht von offizieller Seite bestätigt. Auch ist unklar, ob der oder die Täter überhaupt illegal handelten. Falls nicht, so müssen sich Spotify-Nutzer in der nächsten Zeit wohl auf eine Welle an austauschbaren und bedeutungslosen Playlists einstellen – von "Top 50 Deutschland" einmal abgesehen.
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