Zentrale Orte des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens
Clubstudie der Initiative Musik verdeutlicht Bedeutung der Livemusik-Szene
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© Louis Comar via Unsplash
Ziel der Clubstudie der Initiative Musik, deren Datenerhebung im Oktober 2020 begonnen hat, war es, einen genauen Überblick über die wirtschaftliche sowie kulturelle und soziale Lage der deutschen Spielstätten zu erhalten.
Stützen des kulturellen Lebens
Die Ergebnisse der Clubstudie unterstreichen die ökonomische und gesellschaftliche Relevanz der Musikspielstätten sowie ihre Rolle als zentrale Kulturorte: Musikspielstätten sind zentrale Stützen des Kulturlebens und tragen in allen Regionen des Landes zu einer vielfältigen Kulturlandschaft bei.
Auch als Arbeitgeber sind die Clubs von großer Bedeutung. So sind um die 45.000 Arbeitnehmer/innen in den deutschen Musikspielstätten beschäftigt. Durchschnittlich beschäftigt jeder einzelne Club 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Relevanz
Wie die Clubstudie zeigt, werden die deutschen Musikspielstätten jährlich von um die 50 Millionen Gästen besucht. Damit stellen sie damit einen nicht zu unterschätzenden Ort der Begegnung für Menschen aus unterschiedlichen Milieus dar.
Neben ihrer Rolle als Raum für Begegnungen und ihrem Beitrag zum kulturellen Angebot ihrer Region ist auch die musikwirtschaftliche Relevanz der Musikclubs nicht zu unterschätzen. So kommentiert Ina Keßler, Geschäftsführerin der Initiative Musik, das Ergebnis der Clubstudie wie folgt:
"Unsere Clubstudie zeigt, dass die über 2.000 Musikclubs für Popularmusik und Jazz mit 190.000 Konzerten pro Jahr nicht nur identitätsstiftende Kulturangebote bieten, sondern mit 1,1 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2019 einen relevanten Beitrag zur Musikwirtschaft in Deutschland leisten."
Der Gesamtumsatz liegt damit einige hundert Millionen Euro höher bisher vermutet. An der insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Lage der Clubs ändert das nichts.
Bedarf an staatlicher Förderung
Obwohl die Clubs durchschnittlich einen Umsatz von 240.000 Euro erzielen, beträgt der Gewinn nur etwas 8.000 Euro. Immerhin liegt die daraus errechnete Umsatzrendite von 3 Prozent höher als bei vergangenen Erhebungen bzw. Schätzungen.
10 Prozent der Einnahmen sind dabei auf staatliche Förderung zurückzuführen. Dabei gilt, dass Clubs, die mehr staatliche Gelder erhalten, auch mehr Geld für Gagen und damit für Künstler/innen ausgeben.
Das Ergebnis zeigt, dass viele Clubs ohne staatliche Förderung nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Das Durchschnittseinkommen einer Clubbetreiberin bzw. -betreibers liegt nur wenig über dem durchschnittlichen Einkommen eines Musikschaffenden.
Staat in der Verantwortung
Damit die Clubs als wichtige Arbeitgeber erhalten und betriebsfähig bleiben, bedürfen sie weiterer staatlicher Förderungen. Das betrifft beispielsweise die Haustechnik, deren Erneuerung sich viele Clubbesitzer nicht leisten können.
So gaben 73 Prozent der Clubbesitzer/innen an, Bedarf bei der Förderung digitaler Technik zu haben, während 57 Prozent Bedarf bei Förderungen der Programme und 42 Prozent Bedarf bei der Förderung von Schutzmaßnahmen haben. Hier sind laut Clubstudie staatliche Programme für Investitionen in die technische Ausstattung erforderlich, wie es sie für Kinos bereits länger gibt.
Rolle als Nachwuchsförderer
Bei den ungefähr 190.000 Musikveranstaltungen, die Clubs in Deutschland pro Jahr durchfürhen, beträgt die Auslastung durchschnittlich circa 70 Prozent.
Im Rahmen dieser Veranstaltungen traten vor der Pandemie jährlich um die 260.000 Musiker/innen auf, von denen ungefähr zum 75.000 Nachwuchs gehören. Somit spielen die Clubs auch als Ort, an dem sich Talente ausprobieren und professionell entwickeln können, eine bedeutende Rolle. Allerdings sind die Gagen mit durchschnittlich 160 Euro pro Band sehr niedrig.
Wichtigkeit der Studie
Für Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), ist die Studie der Initiative Musik, gerade inmitten der aktuellen Krise, von großer Bedeutung. Sie unterstreiche den "kulturwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag der Clubszene“ und verdeutliche die Stärken und Bedarfe der Spielstätten. Axel Ballreich, Vorsitzender der LiveKomm, sieht dies ähnlich und bewertet vor allem den steigenden politischen Einfluss positiv:
"Die erste bundesweite Clubstudie ist für uns ein Meilenstein. Anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass unsere Kulturbetriebe eine unverzichtbare Rolle im Gemeinwesen ausüben und zu Recht auch als ‚Anlagen kultureller Zwecke‘ die lange Überfällige politische Anerkennung erhalten haben.“
Alles in allem liefert die Clubstudie eine wichtige wissenschaftliche Grundlage für den kulturpolitischen Dialog sowie weiterführende Handlungsempfehlungen. Sie zeigt zudem, dass aus Sicht der Befragten weiterhin dringend Förderung benötigt wird.
Diese Herausforderung kann nur mit finanzieller Unterstützung der Regierung gestemmt werden, damit die Clubs ihrer Rolle als zentrale Orte des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens auch weiterhin gerecht werden können. Die vollständige Clubstudie gibt es hier.
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