"Save our Spaces"
Der Berliner Techno-Club Griessmühle wehrt sich gegen die bevorstehende Schließung
© Screenshot aus "Save our Spaces" (https://www.youtube.com/watch?v=FqaXsx9sdwI)
Wie zuletzt bereits die Clubs Kit Kat und Sage steht nun auch der in der internationalen Techno-Szene geschätzte Berliner Club Griessmühle wahrscheinlich vor dem Aus.
Die österreichische Aktiengesellschaft, die das Gebäude 2016 gekauft hatte, hat den Vertrag mit dem Gründer David Ciura nicht verlängert, sodass dieser die Griessmühle voraussichtlich Ende Januar 2020 schließen muss. Nach Auslaufen des Vertrages soll das Gelände laut Tagesspiel leer weiterverkauft werden.
Ciura hatte die Griessmühle im Jahr 2012 in einer stillgelegten Nudelfabrik im Berliner Stadtteil Neukölln eröffnet. Seit der Übernahme des Gebäudes durch das Österreicher Unternehmen stand der Club ständig kurz vor der Schließung: Die Aktiengesellschaft hatte den Vertrag mit Ciura stets nur um ein halbes Jahr verlängert, sodass dem Betreiber "jegliche Planungssicherheit" fehlte.
Nicht ohne Widerstand
In einem Video auf YouTube bittet die Griessmühle nun um Unterstützung, um die drohende Schließung vielleicht doch noch abwenden zu können. In dem Video betonen sie, dass die Berliner Club-Szene in vielen Fällen für mehr steht als "nur" für Partys – dass es sich um Orte für die freie persönliche Entfaltung handele und sie schon aus diesem Grund schützenswerte Räume darstellen.
"Save our Spaces"
Neben ihrer Prominenz als Techno-Club bietet die Griessmühle zahlreiche Freizeitangebote wie einen Ping-Pong-Abend und Kinovorführungen oder den Griessmühlenmarkt, bei dem Trödler und Start-ups Gebrauchtes und Selbstgemachtes verkaufen können.
Politik verspricht Unterstützung
Politiker wie Georg Kössler, der Sprecher für Clubkultur der Grünen im Abgeordnetenhaus, und Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung der Grünen, haben der Griessmühle ihre Unterstützung zugesagt. Beide geben an, das Gespräch mit dem Investor suchen zu wollen, um möglicherweise eine gütliche Einigung zu erzielen.
Auch Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hat sich bereits an die Eigentümer gewandt, hält die Möglichkeiten allerdings für sehr begrenzt, da es sich um ein rein privates Mietverhältnis handelt.
Die Betreiber der Griessmühle gaben an, bereits nach einem möglichen Ausweichgelände zu suchen. Die Möglichkeiten seien hier jedoch äußerst begrenzt: Zum einen stelle die Bezahlbarkeit vergleichbarer Objekte ein Problem dar. Zum anderen sei die bisherige Location aufgrund ihrer Lage perfekt, da es keine Konflikte mit den Nachbarinnen und Nachbarn gibt.
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