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Kanadischer Rapper mit neuen Ghostwriting-Anschuldigungen

Ghostwriting im Hip-Hop: Die Debatte über Drake geht weiter 

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 07.06.2024

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Ghostwriting im Hip-Hop: Die Debatte über Drake geht weiter 

Drake (2023). © Universal Music

Die Ghostwriting-Kontroverse um den kanadischen Rapper geht in die nächste Runde. Im Internet ist ein Track von Vory aufgetaucht, der angeblich als Referenz für Drakes Song "Mob Ties" verwendet wurde.

Ghostwriting ist immer wieder ein großes Thema, vor allem im Hip-Hop. Es kommt nicht selten vor, dass ein Jay Z mal für Dr. Dre oder ein Nas für Will Smith schreibt. Bei Drake kamen in den vergangenen Jahren ähnliche Gerüchte vermehrt auf. 

Anfang letzten Jahres gab etwa der amerikanische Rapper Quentin Miller in einem Interview an, für das Album "If You're Reading This It's Too Late" aus dem Jahr 2015 Ghostwriter gewesen zu sein. Jetzt ist ein angeblicher Referenz-Track eines weiteren Künstlers im Internet aufgetaucht.

Ghostwriting im Hip-Hop

Ghostwriting in der Rap-Szene ist seit langem ein Thema in der Musikindustrie. Während es für manche ein typischer Schritt im Prozess des Songwritings ist, gilt es für manche schon fast als Verrat. 

Es ist nahezu zur Gewohnheit geworden, den Erfolg eines Werkes nur dem Künstler und den Produzenten zuzuschreiben, doch stecken manchmal Songwriting-Genies wie Quentin Miller dahinter, die ebenso Wertschätzung verdient haben. Die Kontroverse um den kanadischen Rapper macht die Komplexität des Themas deutlich. 

Ursprünglich ging es bei HipHop und Rap um Geschichtenerzählen und persönlichen Kampf. Es galt als Mittel des Einzelnen, prägende Erfahrungen, die oft mit Herkunft und Gesellschaft verbunden sind, auszudrücken. 

Einige Kritiker argumentieren, dass die Verwendung von Ghostwritern den Kernprinzipien des Hip-Hops im Weg stehe. Die Debatte wirft sowohl musikalisch als auch rechtlich viele Fragen auf. 

Angeblicher Referenz-Track für "Mob Ties" aufgetaucht

Wie Digital Music News berichtet, hat sich Drakes Ghostwriting-Drama nun fortgesetzt, als ein Song des amerikanischen Rappers Vory, der scheinbar einen Referenz-Track für Drakes Song "Mob Ties" darstellt, im Internet aufgetaucht ist. Der Ursprung des geleakten Tracks ist bislang noch unklar und weder Drake noch Vory, der seit der Veröffentlichung von "Mob Ties" lediglich als Co-autor angegeben ist, haben sich dazu geäußert.

Wenn der Leak tatsächlich als Referenz-Track fungierte, wurden an Vorys Werk jedoch noch einige Änderungen vorgenommen, bevor Drake die Albumversion veröffentlichte. Die zweite Strophe klingt beispielsweise völlig anders als die des Referenz-Songs. 

Weitere Referenz-Tracks im Umlauf

Neben dem angeblichen Referenz-Track von Vory sind in den vergangenen Tagen zudem weitere mutmaßliche Referenzen für das Album "Scorpion" aufgetaucht. Unter anderem "Ratchet Happy Birthday". 

Ähnlich wie bei dem angeblichen Vory-Leak wurde der kanadische R&B Sänger PartyNextDoor, bereits seit der Veröffentlichung, als Co-Autor dieses Songs aufgelistet. Er steuerte allerdings auch Hintergrundgesang zu der Albumversion bei. 

Bisher gibt es also viele Anschuldigungen, aber wenig Handfestes gegen Drake. Was einigen Fans und Kritikern aufstößt, ist nicht unbedingt das Ghostwriting an sich, sondern auch die Frage nach der tatsächlichen Beteiligung der Mitwirkenden. 

Verlagsvertrag begünstigt unbezahltes Ghostwriting 

Als Drake Quentin Miller damals für "If You're Reading This It's Too Late" engagierte, arbeitet Miller in einer Bäckerei. Für ihn schien es die Chance seines Lebens zu sein. Doch Jahre später hat der Songwriter enthüllt, dass er nie angemessen für seinen Beitrag bezahlt wurde. 

Während der gemeinsamen Arbeit mit Drake befand sich Miller bereits in einem erdrückenden Deal mit Tricky Stewart, einem amerikanischen Musikproduzenten und setzte darauf, sich durch das Songwriting für Drake aus dem Deal mit Stewart befreien zu können.

Aufgrund seines sich zeitlich überschneidenden Deals mit Stewart habe Miller von Drake keinen Scheck für seine Mitarbeit erhalten und musste seine Familie davon ernähren, unter dem Tisch bezahlt zu werden.

Der Grund, wieso er trotz der in seinen Augen unangemessenen Bezahlung weiter mit Drake arbeitete, war nach eigenen Angaben die Hoffnung, dass ihm die Zusammenarbeit mit einem so großen Künstler einen Ausweg aus der Bredouille bieten würde. 

Drake äußerte sich 2019 zur Kontroverse 

2019 sprach Drake mit dem Team von Rap Radar über den schmalen Grat zwischen Ghostwriting und Kollaboration. Schreiben sei sein größtes Talent, aber er fände es vollkommen in Ordnung, wenn aus einer Zusammenarbeit ein großartiger Song wird. 

Bezüglich des "If You're Reading This It's Too Late" Albums gab er an, dass er sich für nichts schäme, was er auf dem Album gemacht habe und dass er seinen eigenen Beitrag leistete, als es ums Schreiben ging. Alle seiner größten Hits, für die er kritisiert wurde, habe er komplett selbst geschrieben.

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