Ist das noch legal?
Studie beleuchtet die Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte im Internet
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Der Filesharing-"Pionier" Napster in seinen Anfangstagen. © Christiaan008 auf Flickr (https://www.flickr.com/photos/christiaancolen/18410514419/in/album-72157654164383676/) / Lizenz: CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)
Im Rahmen der Studie des Max-Planck-Institutes wurden 5532 deutsche Verbraucher ab zwölf Jahren zu ihrem Nutzungsverhalten von kreativen Online-Inhalten befragt. Die erfragten Kategorien waren Musik, Filme, TV-Programm und Serien, Computersoftware, E-Books, Videospiele und E-Paper-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften sowie die Sicherheitsaspekte der Internetnutzung.
Do you know the difference?
Der Fokus der Studie lag auf der Frage, wie urheberrechtlich geschützte Inhalte im Internet genutzt werden und welche Schlüsse Akteure wie Politik und Wirtschaft aus diesem Verhalten ziehen sollten. Es wurde sowohl das Ausmaß von Urheberrechtsverletzungen als auch das von legalen Nutzungsformen gemessen.
Außerdem wurde ermittelt, wie Verbraucher zu Urheberrechtsverletzungen stehen und welche Kenntnis sie von legalen und illegalen Angeboten haben. Zudem wurde betrachtet, wie hoch die Ausgaben von Nutzern für die jeweiligen Inhalte sind und was sie zum legalen bzw. illegalen Konsum bewegt. Auch die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten wurde analysiert.
Ergebnisse und Bemerkungen
Die Ergebnisse zeigen, dass 53% der Befragten in den vergangenen Monaten keinen der abgefragten Kreativinhalte (Musik, Filme, TV-Sendungen etc.) genutzt haben. 32% der Befragten geben an, eines der abgefragten Medien online genutzt zu haben und halten besagte Nutzung für legal. 10% nutzen diese Inhalte teilweise illegal und 5% halten ihren gesamten Konsum für illegal.
Dabei ist wichtig anzumerken, dass sich 24%, nach eigenen Angaben, nicht sehr sicher und 23% überhaupt nicht sicher sind, was in Bezug auf die Nutzung von Inhalten im Internet legal ist und was nicht.
Die Ergebnisse werden von den Verantwortlichen zudem so interpretiert, dass "die Schaffung von verständlichen Regeln zu legalem Nutzungsverhalten im Internet durch den Gesetzgeber in Zusammenhang mit entsprechenden Informationen einen Teil der Urheberrechtsverletzungen eindämmen könnten."
Die Bereitschaft ist da
Auch deutet das Max-Planck-Institut an, dass flexiblere und bequemere Lösungen seitens der Anbieter dafür sorgen könnten, dass die Urheberrechtsverletzungen im Internet sinken.
Dies betrifft vor allem Inhalte wie Serien und Filme, die bereits im Ausland verfügbar sind und auf die Nutzer daher auch aus Deutschland zugreifen möchten. Durch die Bereitstellung dieser Inhalte in Deutschland könnte die vorhandene Zahlungsbereitschaft ausgeschöpft werden.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Konsumenten, die Online-Musikangebote bis zu 100% illegal nutzen, trotzdem rund 39€ pro Quartal für physische Käufe, wie zum Beispiel Konzerte oder Fanartikel ausgeben. Man kann also nicht bestreiten, dass die Zahlungsbereitschaft seitens der Nutzer vorhanden ist.
Reaktion des Bundesverbands Musikindustrie
Der Vorstandsvorsitzende des BVMI, Dr. Florian Drücke bestätigt die Wichtigkeit solcher Analysen, aber warnt zugleich vor eiligen Rückschlüssen:
"Wir teilen bekanntlich die Auffassung, dass 'klare Regeln' im digitalen Raum dringend notwendig sind. Wenn man jedoch eine 'Vereinfachung des deutschen Rechtsrahmens' und 'einfachere, flexiblere und bequemere Lösungen von Seiten der Anbieter' fordert, um das urheberrechtsverletzende Verhalten im Internet einzudämmen, springt dies zu kurz."
Zudem lobt er die Bandbreite legaler Angebote im Internet und verweist auf eigene Umfragen des BVMI:
"Unsere eigenen repräsentativen Umfragen zu Musikinhalten ergeben, dass 80 Prozent der Deutschen die legalen Angebote ausreichend finden, um Musik im Internet zu kaufen oder zu nutzen. 56 Prozent haben sogar ihr perfektes legales Angebot bereits gefunden."
Er fordert zudem den Fokus auf die Betreiber der illegalen Plattformen zu legen und die Finanzierung solcher zu stoppen. "Im Jahr 2018 mal wieder auf die Branche zu zeigen, anstatt auf diejenigen, die Geld mit illegalen Angeboten verdienen, klingt wie eine Zeitreise zurück zum Anfang des Jahrtausends."
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