Verlorene wirtschaftliche Jahre
Studie verdeutlicht massive Umsatzeinbrüche der Kulturbranche durch Corona
Umsatzentwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) bis 2020. Indexierung des Umsatzes mit 2009 = 100. Kreativwirtschaft = Software- und Games- sowie Werbemarkt; der Rest der KKW zählt zur Kulturwirtschaft. © Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes (2021). Berechnungen auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts.
Das Forschungsinstitut Prognos führte mit der "Betroffenheitsanalyse der Kultur- und Kreativwirtschaft von der Corona-Pandemie" (PDF) eine Studie durch, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche in den Jahren 2020 und 2021 anhand einer Szenarioanalyse skizziert.
Die Ergebnisse wurden vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes veröffentlicht; den Auftrag für das Projekt erteilten das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Alarmierende Umsatzeinbrüche
Im Fokus standen einerseits die Umsatzverluste des Jahres 2020 im Vergleich zu den Vorjahren, andererseits wurde das laufende Jahr 2021 in drei unterschiedlichen Szenarien untersucht.
Schon bei der Analyse des letzten Jahres stellt sich heraus, wie hart die Pandemie die Kultur- und Kreativwirtschaft sowie ihre Teilmärkte 2020 getroffen hat. Die Branche erlitt einen Umsatzeinbruch in Höhe von 13 Prozent; der größte Verlust seit 2009. In einigen Bereichen ist das Umsatzniveau sogar geringer als im Jahr 2003.
Der größte Verlierer in der Krise ist laut der Studie der Markt für darstellende Künste mit einem Umsatzverlust von 85 Prozent. Doch auch die Auswirkungen auf den Musikmarkt (54% Verluste), den Kunstmarkt (51% Verluste) und die Filmwirtschaft (48% Verluste) sind erheblich.
Auf der Seite der Erwerbstätigen sind neben Soloselbstständigen und Freiberuflern vor allem auch geringfügig Beschäftigte und Mini-Jobber/innen im Kulturbereich betroffen.
Lösungsansätze erforderlich
In diesem Zusammenhang macht Olaf Zimmermann, Gecshäftsführer des Deutschen Kulturrates, darauf aufmerksam, dass die Hilfen des Bundes und der Länder einige pandemiebedingte Lücken in der Kultur- und Kreativwirtschaft immer noch nicht ausreichend füllen können.
Außerdem warnt er davor, dass ein "unwiederbringlicher Verlust an kultureller Vielfalt" droht, wenn der "freie Fall der Kulturwirtschaft" nicht aufgehalten wird: "Es ist wichtig, Öffnungsszenarien zu entwickeln, damit die Unternehmen planen können und Licht am Ende des Tunnels sehen."
Denn sieht die Lage für 2021 momentan nicht viel besser aus: Prognos rechnet mit Umsatzverlusten in Höhe von 7 bis 18 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019; der Gesamtverlust würde sich damit zwischen 11,5 Milliarden und 31,8 Milliarden Euro bewegen.
Eventuell sechs verlorene wirtschaftliche Jahre
Die Studie von Prognos betrachtete zur Berechnung der Verluste im Jahr 2021 drei potentielle Verläufe der Krise: Den "kurzen, harten Lockdown bis Anfang März", einen "langen, harten Lockdown bis Ende März" sowie den "zweifachen harten Lockdown mit verfrühter Öffnung im März und erneuten Schließungen im April".
In diesem Zusammenhang stellten die Wissenschaftler die Prognose, dass selbst wenn es nur einen langen harten Lockdown bis Ende März 2021 geben würde, das Umsatzniveau der Kultur- und Kreativwirtschaft auf das von 2015 zurückfallen könne, was einen Rückschritt von sechs wirtschaftlichen Jahren bedeutet.
Die für 2020 fokussierten Märkte würden auch 2021 noch stark betroffen sein, allen voran die darstellenden Künste, der Kunstmarkt und die Musikwirtschaft.
Ein kleiner Lichtblick
Die Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass die Forderungen im Kulturbereich absolut gerechtfertigt sind und Kultur- und Kreativwirtschaft jegliche Hilfe gebrauchen können.
Die einzig positive Entwicklung in der Studie von Prognos ist, dass die Branche durch den langen kulturellen Stillstand nach der Wiederbelebung eine neue Wertschätzung erfahren wird. Außerdem sollen durch die Krisenzeit neue Wachstumsmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft entstehen. die möglicherweise auch nach der Krise weiterhin relevant sein werden.
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