Ein erster Schritt?
Universal und TIDAL wollen Streaming-Auszahlungen künstlerfreundlicher gestalten
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Lucian Grainge (links), CEO Universal Music Group, gemeinsam mit dem Schauspieler James Corden und Irving Azoff (Azoff MSG Entertainment) (2018). © Luke Harold via Flickr / Lizenz: CC0
Nachdem Universal-CEO Lucian Grainge in seiner Neujahrsbotschaft an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Major-Labels die gängigen Auszahlungspraktiken der großen Streamingdienste kritisierte, will sich Universal nun mit TIDAL zusammentun, um diese Auszahlungspraktiken zu verbessern:
Der Streamingdienst und das Label haben bekannt gegeben, gemeinsam erste Anstrengungen in Richtung eines neuen, künstlerzentrierten Modells zu unternehmen. Ziel sei es, zusammenzuarbeiten, um so ein
"innovatives neues wirtschaftliches Modell für das Musikstreaming zu erforschen, das den von den Künstler/innen erbrachten Wert besser honoriert und das Engagement der Tidal-Abonnenten mit den Künstlern und der Musik, die sie lieben, besser widerspiegelt."
Zuerst kommt die Forschung
Bevor sich jedoch tatsächlich etwas ändert, sollen jedoch zuerst Forschungen darüber angestellt werden, wie Streamingdienste und Musikplattformen durch Ausnutzung des Fan-Engagements finanzielle Mehrwerte für Musikerinnen und Musiker schaffen können.
Ebenfalls im Fokus der Nachforschungen steht die Frage, wie verschiedene Modelle das Abonnentenwachstum beschleunigen, die Kundenbindung vertiefen und die spezifischen Fan-Communitys zum Nutzern der Musikerinnen und Musiker besser monetarisieren können.
Kehrtwende
Interessant ist dabei, dass TIDAL bereits 2021 angekündigt hatte, das plattformeigene Abrechnungsmodell zu ändern. Geplant war eine zweistufige Anpassung: In einem ersten Schritt sollte ein gewisser Prozentsatz der Abogebühren der Nutzerinnen und Nutzer mit dem sogenannten "HiFi Plus"-Abo direkt an deren meistgespielte Künstler/innen abgeführt werden.
Die zweite Stufe hätte dann eine generelle Einführung dieses Modells vorgesehen, sodass TIDAL-User mit ihren Abo-Gebühren künftig nur noch die Künstlerinnen und Künstler bezahlt hätten, die sie auch tatsächlich gehört haben.
Aktuelll verfahren Streamingplattformen derart, dass sie die Abo-Gebühren ihrer Nutzer/innen nach Abzug der Betriebskosten in einem Topf sammeln und sie dann anteilig an die Künstlerinnen und Künstler verteilen, je nach deren gesamter monatlicher Wiedergabezahl.
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Aller Anfang ist schwer
Interessanterweise gibt TIDAL an, diese Pläne vorerst beiseite zu legen, um sich vollständig auf die Entwicklung eines geeigneten Auszahlungsmodells gemeinsam mit Universal zu konzentrieren. Diese Gelegenheit zur Kooperation ermögliche eine größere Wirkung dieses neuen Modells.
Dabei gibt die Musikbusiness-Website music:ally unter Berufung auf Universal-nahe Quellen an, dass das Label nicht plane, ein Abrechnungsmodell zu entwickeln, dass dann sämtliche Streamingdienste nutzen müssten. Es stünde vielmehr im Vordergrund, mit den verschiedenen Anbietern individuelle Modelle zu entwickeln.
Viele Fragezeichen
Auch, wenn die Kooperation der Universal Music Group mit TIDAL ein wichtiges Signal für eine längst überfällige Veränderung innerhalb der Streaming-Ökonomie darstellt, bleiben vorerst noch viele Fragen offen und die Zukunft der Kooperation ungewiss.
So bemerkt music:ally, dass es fraglich ist, ob diese erste Zusammenarbeit die Verhandlungen mit TIDALs Konkurrenz – darunter Spotify, Apple Music oder auch YouTube Music – beschleunigt. Auch bleibt vorerst offen, wie die konkurrierenden Major-Labels oder auch Musikverlage wie etwa Merlin auf eine derartige Kooperation reagieren, und ob sie bereit sind, an einen reformierten Auszahlungsmodell mitzuarbeiten.
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