Streitpunkt Payola
US-amerikanische Behörde fordert Untersuchung von Bestechungsvorwürfen im Rundfunk
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© Alan Levine auf Flickr / Lizenz: CC BY 2.0
Der FCC-Kommissar Mike O'Rielly fordert die RIAA, einen Zusammenschluss von Unternehmen der US-amerikanischen Wirtschaft, nicht nur zu Ermittlungen im Radio-Umfeld auf. Er bittet in einem Brief (pdf) auch um verstärkte Zusammenarbeit in der Zukunft, um somit Bestechungsfälle im Rundfunk besser unterbinden zu können.
Payola – der ewige Wiedergänger
In den USA wird die Bestechung von Radiomitarbeiterinnen und -mitarbeitern gemeinhin als "Payola" bezeichnet – ein Kofferwort aus "pay" (bezahlen) und "Victrola" (eine populäre Grammophon-Marke). Nach einem großen Payola-Skandal Ende der 1950er-Jahre und einer darauffolgenden Kongressanhörung 1960 wurden die betreffenden Deals per Gesetz verboten.
Das neu beschlossene Gesetz veränderte jedoch nicht viel: 2004 stellte sich im Zuge einer Untersuchung durch den Attorney General New Yorks, Eliot Spitzer, heraus, dass die Payola noch immer Gang und Gäbe war. Als Ergebnis der Ermittlung wurden von sämtlichen betroffenen Labels Ausgleiche in Höhe von mehreren Millionen Dollar gefordert; Radios wie CBS oder Entercom mussten Strafzahlungen leisten.
"Payola sollte es schon lange nicht mehr geben"
Doch laut anonymen Gesprächen des Rolling Stone mit Label- und Radio-Personal haben auch diese neuen Vorschriften noch immer nichts an der Verbreitung von Payola verändert.
Noch immer versuchen Labels, durch die Zahlung hoher Geldsummen ein höheres Airplay für bestimmte Songs zu erreichen. Somit soll sichergestellt werden, dass diese Tracks durch ihre stärkere Verbreitung hohe Chart-Positionen erreichen.
Allen Kovac, CEO der Eleven Seven Label Group, stellt fest:
"Jeder weiß, dass es Payola immer noch gibt. Das ist ein Spiel, das es schon lange nicht mehr geben sollte. Doch ohne, dass du daran teilnimmst, schaffst du es mit deinen Songs niemals in die Top 15."
Veränderungen im System
Angeblich leisten Labels inzwischen jedoch nicht nur Direktzahlungen an Radiosender. Angeblich werden verstärkt auch unabhängige Promoter – Mittelsmänner, die ähnlich wie Lobbyisten zwischen Label und Radiosender stehen – beauftragt, Zahlungen (oder andere Formen von Geschenken) an Radiostationen weiterzuleiten.
Manchen dieser Promoter gelingt es dabei, eine Art Machtposition auszubauen, indem sie ausnutzen, dass Radio-Redakteure bzw. DJs nicht auf jeden vorgeschlagenen Song reagieren können. Indem die Promoter sicherstellen, dass ihre vorgeschlagenen Songs auf jeden Fall angenommen werden, fungieren sie als eine Art "Gatekeeper": ohne, dass diese Promoter nicht bezahlt werden, schaffen es Songs dann gar nicht erst in die Sendungen eines Senders.
O'Rielly bittet die RIAA in seinem Brief um eine Antwort bis spätestens Ende September. Bisher gibt es jedoch noch kein Statement des Verbandes.
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