Bedrohte Kulturinstitution
Will der Berliner Senat die Sanierung der Komischen Oper stoppen?
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Der Eingangsbereich der Komischen Oper in Berlin. © Manfred Brückel CC BY-SA 3.0
Nach einem Bericht der B.Z. will die Sanierungsarbeiten der Komischen Oper nach den Rückbauarbeiten und der Schadstoffsanierung stoppen. Ziel sei dabei, pro Jahr 50 Millionen zu sparen, um den defizitären Landeshaushalt zu entlasten.
Die Komische Oper Berlin ist das kleinste der drei großen Opernhäuser in Berlin. Aufgrund der Sanierungsarbeiten spielt die Komische Oper aktuell übergangsweise im Schillertheater und an anderen Standorten.
Berliner Senat plant Kürzungen
Auf Nachfrage des Tagesspiegels will Daniel Bartsch, Sprecher der Berliner Kulturverwaltung, keine Auskunft geben. Bausenator Christian Gaebler hingegen erklärt lediglich, dass die jetzigen Baumaßnahmen zu Ende geführt werden und alles andere noch geklärt werden müsse.
Auch Kultursenator Joe Chialo dementiert den Baustopp nicht. Die jetzigen Bautätigkeiten würden zwar fortgesetzt, Kürzungen "zwischen acht und zwölf Prozent" im Blick auf den Gesamthaushalt seien aber notwendig. Finanzsenator Evers äußert sich ähnlich und sagt, dass die Sparziele erreicht werden müssen.
Baustopp ist keine Lösung
Die Leiter der Komischen Oper, Susanne Moser und Philip Bröking, sind fassungslos und befürchten, dass das Gebäude zu einer Bauruine werden wird.
Das Schillertheater habe begrenzte Lagerkapazitäten und sei nicht in der Lage, den Kulturbedarf abzudecken. Die Leiter des Hauses befürchten, dass die Komische Oper "künstlerisch und finanziell ausbluten" wird. Ein Baustopp sei daher unverantwortlich.
Bedrohte Kultureinrichtung
Kritik kommt auch von der Deutschen Musik- und Orchestervereinigung unisono. Geschäftsführer Gerald Mertens betont, dass eine Verschiebung der Sanierungsarbeiten der beliebten Spielstätte zu Mehrkosten führen würde. Unisono fordert daher den Senat auf, die Sanierungsarbeiten nicht vorzeitig zu beenden.
Aufgrund der derzeitigen Entwicklungen hat der Deutsche Kulturrat die Komische Oper auf die Rote Liste bedrohter Kultureinrichtungen gesetzt.
Sinnlose Kürzung
Unbestritten ist, dass die Komische Oper marode ist und dringend saniert werden muss. Die Kosten sind nach den ersten Planungen allerdings deutlich gestiegen, was mit Sicherheit auf die hohen Kostensteigerungen in der Baubranche zurückzuführen ist. Zudem kann erst nach Abschluss der jetzt begonnenen Arbeiten festgestellt werden, wie groß das Ausmaß der nötigen Sanierungen wirklich ist.
Die Sanierung nach Beendigung der aktuellen Baumaßnahmen auszusetzen, würde allerdings mit Sicherheit noch höhere Kosten verursachen, da bei deren Wiederaufnahme alle Baumaßnahmen neu geplant werden müssen. Selbst der Verzicht auf einen geplanten Erweiterungsbau, würde vermutlich nicht dazu führen, dass die Gesamtkosten wesentlich günstiger ausfallen würden.
Zudem sind die Gesamtkosten von knapp 500 Millionen Euro keineswegs besonders außergewöhnlich. Die geplante Sanierung der Staatsoper in Stuttgart könnte deutlich mehr als eine Milliarde Euro kosten. Die Kosten der bereits begonnenen Sanierung und Erweiterung des Staatstheaters in Karlsruhe belaufen sich auf mindestens 500 Millionen Euro.