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Streit eskaliert weiter

US-Songwriter und Verlage setzen sich gegen Tantiemenkürzung durch Spotify zur Wehr

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 17.06.2024

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US-Songwriter und Verlage setzen sich gegen Tantiemenkürzung durch Spotify zur Wehr

David Israelite (2024). © Brendan Smialowski

Die National Music Publishers Association (NMPA), die die Rechte von Musikverlagen und Songwritern/Komponisten in den USA vertritt, hat formell Beschwerde bei der US-Handelskommission gegen Spotify eingelegt.

Im April kündigte Spotify an, seine Premium-Tarife neu zu strukturieren, indem es Musik und Hörbücher als "Bundles" kombiniert. 

Bereits im Oktober 2023 hatte Spotify damit begonnen, seinen Premium-Tarifen "kostenlos" 15 Stunden Hörbücher hinzuzufügen, indem es den Zugang zu Hörbüchern mit dem Premium-Abo "bündelte". 

"Kriegserklärung" von Spotify

Dies führte dazu, dass Spotify in den USA niedrigere Tantiemen an Verleger und Songwriter zahlt und zahlen wird. Berechnungen zufolge geht es allein in den ersten 12 Monaten um 150 Millionen US-Dollar.

Die Veränderung trift allerdings auf starken Widerstand der US-Musikverlage, Songwriter und Komponisten, die durch die  National Music Publishers Association (NMPA) vertreten werden. David Israelite, der Chef der NMPA äußerte sich dazu wie folgt:

"Spotify hat den Songwritern den Krieg erklärt. Unsere Antwort wird allumfassend sein."

NMPA legt Beschwerde ein

Bei der Jahrestagung der NMPA gab David Israelite bekannt, dass die Organisation eine offizielle Beschwerde gegen Spotify im Namen der US-Verbraucher bei der Federal Trade Commission (FTC) eingereicht habe [Link zum PDF]. 

In einem Schreiben der NMPA heißt es, dass

"Spotify die Verbraucher getäuscht hat, indem es Millionen seiner Abonnenten ohne deren Zustimmung von reinen Musikabonnement in 'gebündelte' Hörbuch- und Musikabonnements umgewandelt hat, öffentlich höhere Preise für die Abonnements ankündigte, den Abonnenten keine Option bot, zu einem reinen Musikabonnement zurückzukehren und Kündigungsversuche durch verwirrende Website-Schnittstellen vereitelte."

Konkret wirft die NMPA Spotify vor, das Unternehmen habe es versäumt, den Verbrauchern im Voraus alle wesentlichen Informationen über seine Abonnementpläne zukommen zu lassen. Außerdem habe  Spotify hat den Verbrauchern ohne deren Zustimmung Rechnungen gestellt und es ihnen erschwert, ihr Abo zu kündigen.   

Die NMPA befürchtet schwerwiegende Folgen, wenn Spotify mit diesem Vorgehen durchkommen würde. Verbraucher müssten Millionen US-Dollar mehr zahlen, das System der Musiklizenzgebühren würde geschwächt und der Wettbewerb beinnträchtigt werden. 

Isrealite machte außerdem in der Rede deutlich, dass die NMPA keineswegs gewillt ist, das Vorgehen von Spotify hinzunehmen:

"Für jeden, der denkt, dass dies ein Overkill ist, willkommen bei UNSERER Version eines Bündels. Wir werden die Rechte von Songwritern und Musikverlegern unerbittlich verteidigen, und dieser Angriff auf Songwriter wird letztendlich scheitern.[...] Spotify weiß, dass ihr Vorgehen riskant und problematisch ist. Aber sie hoffen, dass die 44 Millionen Kunden, die nie nach einem Hörbuch-Paket gefragt haben oder es haben wollten, sich nicht die Mühe machen, aus ihrem teureren Fake-Paket auszusteigen, um wieder zu dem Tarif zurückzukehren, für den sie sich ursprünglich angemeldet haben – einem Musik-Tarif“

Spotify weist Vorwürfe zurück

Ein Sprecher von Spotify betonte, dass die Vorgehensweise des Unternehmens bei der Erweiterung des Angebots und der Preiserhöhungen dem Branchenstandard entspreche. 

Der Streaming-Dienst habe seine Nutzer einen Monat zuvor über die Veränderungen informiert und auch einfache Kündigungsmöglichkeiten sowie weitere Tarifoptionen angeboten.

NMPA warnt Streaming-Anbieter

Laut NMPA benachteilige Spotify mit seinem Verhalten auch Marktkonkurrenten, die sich um einen fairen Wettbewerb bemühen. Daher warnt die NMPA die Konkurrenten von Spotify, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. 

David Israelite äußerte in diesem Zusammenhang eine unverhüllte Warnung: 

"Aber den vielen hochrangigen Vertretern von Apple, Amazon, YouTube und Pandora, die heute im Publikum sitzen, möchte ich eine Botschaft übermitteln. Dies muss nicht Ihr Kampf sein. Spotify muss Sie nicht mit in den Abgrund ziehen. Ihr habt die Möglichkeit, auf der Partnerschaft aufzubauen, die wir in unserer letzten Vereinbarung geschlossen haben."

Neben Spotify sind diese vier Dienste Mitglieder der Digital Media Association (DiMA). Die einzelnen Dienste haben sich jedoch nicht zu der Bündelungspolitik Spotify und dem Konflikt mit der NMPA geäußert.

Weitere Klagen

Die NMPA ist auch an anderer Front tätig, unter anderem auch weil der Streaming-Dienst angeblich nicht lizenzierte Songtexte auf seiner Plattform bereitstellt.

Außerdem hat das Mechanical Licensing Collective (MLC) aufgrund der Tantiemenkürzung eine Klage gegen Spotify eingereicht. Das MLC lizensiert Musik in den USA an Streaming-Dienste und erhält im Gegenzug die Tantiemen, die es an Musikverlage, Songwriter und Komponisten ausschüttet.

Kritik aus dem Kongress

Spotifys Vorgehen hat inzwischen auch Kritik von US-Abgeordneten und Senatoren hervorgerufen.Die Abgeordneten Adam Schiff and Ted W. Lieu (beide Demokraten aus Kalifornien) und Senatorin Marsha Blackburn (Republikanerin aus Tennessee) haben sich in einem Brief an das US Copyright Office gewandt.

Darin erklären sie, das Spotify nicht in der Lage sein sollte, die allgemeine MLC-Lizenz, die Songrechte in den USA abdeckt, zu "manipulieren", um "Tantiemen zu kürzen" und "den Urheberrechtsschutz für Songwriter und Verleger zu untergraben". 

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