Gut geplant ist halb gewonnen
Vom Demo zur Veröffentlichung – Ein Promo-Zeitplan für das nächste DIY-Album-Release
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Die Zeit im Studio lässt sich auch für die Erstellung erster Promo-Inhalte nutzen. © Cottonbro Studio via pexels.com
Im Folgenden stellen wir auch deshalb einen Plan vor, um die Zeit bis zur Veröffentlichung eures neuen Albums sinnvoll zu planen. Wir gehen bei diesem Plan von einem Szenario ohne Label und ohne physischen Release aus, denn beide Faktoren beeinflussen die Release-Planung erheblich.
Spätestens 4 Monate vor dem Release: Behind the scenes, Grafikdesign, Vertrieb & GEMA
Filmt und fotografiert was immer ihr könnt, während die Produktion eures Albums läuft und ihr im Heimstudio oder im Profi-Studio Aufnahmen macht. Jede Aufnahmesituation, jeder Clip kann für die spätere Promo-Kampagne wichtig sein.
Es ist durchaus sinnvoll, auch schon den ein oder anderen kurzen Clip auf euren Social-Media-Kanälen zu posten. So weiß die Fangemeinde: da kommt was!
Gegen Ende der Produktion sollte ein Punkt nicht unter den Tisch fallen: das Grafikdesign. Plattencover und Rückseite sind das Gesicht eures Albums. So steht es im Laden oder taucht online in Suchergebnissen auf, sollen die Leute daran hängenbleiben.
Ist eure Produktion inklusive Mixing und Mastering abgeschlossen, sollte einer der ersten Schritte die Werksanmeldung bei der GEMA sein, falls ihr dort Mitglied seid. Auch ist jetzt der Zeitpunkt, an dem ihr die Aufnahmen bei eurem digitalen Vertrieb (wie Distrokid, Tuncore und andere) einreicht und dort die Release-Daten eintragt.
Spätestens 3 Monate vorher: Veröffentlichung von Singles und Videos
Bei der Festlegung der Release-Daten entscheidet ihr spätestens jetzt, welche eurer Songs vorher als Singles veröffentlicht werden. In diesem Zusammenhang müsst ihr auch entscheiden, welches Video ihr für welchen Song produzieren wollt, was auch ganz DIY geht.
Plant ihr beispielsweise drei Singles, könnte eine Release-Strategie folgendermaßen aussehen: Vier Wochen vorher erscheint die erste Single, zwei Wochen vorher die zweite mit Ankündigung eures Albums und zwei Tage vor dem Release veröffentlicht ihr noch ein letztes Video. Es gibt aber auch Künstler und Bands, die mit weitaus längeren Release-Zeitplänen arbeiten.
Bei vielen Labels und Bands ist Freitag der Album-Release-Tag. Das kann man bei der Planung als Independent-Künstler berücksichtigen oder umgehen. Und spätestens jetzt sollte es auch mit der Planung eines Release-Konzertes losgehen.
2 Monate vor dem Release: Musikvideos, Pressetexte und Postingplan
Versucht spätestens 2 Monate vor Veröffentlichung mit der Planung und Produktion der Musikvideos für eure Singles zu starten. In dieser Phase solltet ihr auch Pressetexte und eine Bandbiographie verfassen sowie ein aktuelles Bandfoto erstellen (lassen). Bei den Pressetexten kann es je nach Genre und Sprache der Songtexte sinnvoll sein, diese auf Deutsch und Englisch zu verfassen.
Für eure Pressetexte braucht ihr eine maximal halbseitige Bandbio und einen kurzen Text über das neue Album, am besten in drei Längen: ganze Seite, halbe Seite und Vierzeiler. Eure Bandbio solltet ihr auch zum Release neu schreiben und dort unterbringen, was seit der letzten Veröffentlichung passiert ist. Diese Kurzbiografie wird nicht nur bei der Bemusterung, sondern auch beim Update eurer Bandprofile auf Spotify, Apple Music und Co. wichtig.
Fangt jetzt auch damit an, einen Postingplan zu erstellen. Das kann eine einfache Tabelle sein, in der Datum, Art, Inhalt und Plattform jedes geplanten Social-Media-Posts stehen. Plant ab dem Moment, zu dem ihr eure erste Single (mit oder ohne Video) ankündigt, bis zur Zeit nach dem Albumrelease.
Sobald ihr den Posting Plan fertiggestellt habt, solltet ihr, soweit es möglich ist, eure Beiträge auf den Profilen eurer Band in den sozialen Medien planen. Twitter, Facebook und Instagram bieten hier jeweils unterschiedliche Funktionen.
4-6 Wochen vor dem Release: Start der Bemusterung
Dann sollte es schon sehr bald mit der Bemusterung von Blogs, Magazinen und Playlist-Erstellern losgehen. Potentielle Medienpartner sollten 4 bis 6 Wochen vor eurem Release per E-Mail einen Downloadlink zu eurem Album, euren Pressetext, eure Bandbio und einen Link zu einem Video erhalten.
Eine Plattform wie Submithub kann hier, je nach Genre, bei der Bemusterung von Blogs eine Hilfe sein. Falls ihr euch auf die Aufnahme in offizielle Playlisten von Spotify bewerben wollt, sollte das mindestens drei Wochen vor dem ersten Single-Release geschehen. Das Ganze läuft über die Plattform Spotify for Artists ab, auf der ihr eure Single einreichen könnt.
1 Monat vor dem Release: Aufmerksamkeit steigern & Werbung schalten
Das erste Video erzeugt eine kleine Aufmerksamkeitswelle. Reitet sie! Streut Posts auf euren Kanälen, putzt die Klinken bei lokalen Radiosendern oder Magazinen, fragt nach, ob ihr nicht doch ein kurzes Interview oder ein Review zum Album bekommt. Hier heißt es, dranbleiben, nachfragen, vielleicht sogar ein bisschen auf die Nerven gehen.
Und nun zu einem leidigen Punkt: Werbung. Denn auch die beste Planung, die professionellste Produktion und die schönsten Musikvideos reichen alleine selten aus, um neben existierenden Fans auch neue Leute zu erreichen.
Kaum etwas ist so effektiv für die Steigerung der eigenen Verbreitung wie das Schalten von Werbung auf YouTube, Facebook und Instagram. Günstig ist das Schalten von Werbung nicht: zwischen 200 und 500 Euro kann man selbst als kleine Band hier durchaus veranschlagen. Für die Werbung müssen Grafiken oder kleine Clips produziert werden.
Ganz wichtig: Ihr müsst euch mit Google Ads (für YouTube) oder der Facebook Business Suite (für Facebook und Instagram) näher auseinandersetzen. Weitere Tipps zur Album-Promotion findet ihr hier.
1 Woche vor dem Release: Nachhaken, Aktionen, Endspurt
Neben dem Nachhaken bei Blogs und Magazinen, ob nicht doch ein Review oder Interview möglich wäre (hier geht kurzfristig oft mehr, als man denkt), kann es sinnvoll sein, sich für die Woche vor dem Release kleine Aktionen zu überlegen.
Solche Aktionen könnten darin bestehen, ein paar Fans zum exklusiven Pre-Listening in den Proberaum einzuladen, am Abend vor dem Album-Release live auf den sozialen Medien mit den Followern Mitternacht entgegenfiebern oder Shout-Outs von befreundeten Bands zu erhalten. Es geht noch einmal darum, die Werbe- und Aufmerksamkeits-Trommel so kräftig zu rühren wie möglich!
Am Release-Tag: Albumveröffentlichung bekanntmachen
Am Veröffentlichungstag selbst dreht sich alles um die Links zu eurem Album auf allen wichtigen Musik-Streaming-Diensten. Teilt diese auf euren Kanälen, vielleicht sogar auch als Rund-SMS oder Whats-App an Freunde und Bekannte.
Das Wichtigste ist damit geschafft: Das Album ist in der Welt, jetzt heißt es vor allem abwarten - oder die Tour vorbereiten.
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