Future Music Camp 2019
Die Zukunft ist jetzt: Wie künstliche Intelligenz das Musikbusiness verändert
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© Markus Spiske (temporausch.com) via Pexels
Was ist eigentlich KI?
Als künstliche Intelligenz werden Algorithmen bezeichnet, die in der Lage sind, im weitesten Sinne intelligent zu handeln: Das heißt also, dass sie beispielsweise "dazulernen" oder vollkommen neue Anwendungsbereiche selbst erschließen können.
Eine der derzeit vielversprechendsten Techniken, die Algorithmen "intelligent" machen können, ist das sogenannte Maschinenlernen (Deep Learning). Dabei wird ein virtuelles neuronales Netzwerk (eine dem Gehirn nachempfundene Struktur) mit Daten aus einem bestimmten Themenfeld gespeist. Anhand dieser Daten bringt sich das Netzwerk sozusagen selbst bei, wie es mit den Daten umzugehen hat. Solche Techniken werden u.a. in der Gesichts- oder Spracherkennung genutzt.
Deep Learning existiert als Konzept zwar schon seit den 1980ern, ist jedoch erst heutzutage wirklich umsetzbar. Dies liegt nicht nur darin begründet, dass die Computertechnologie ungemein leistungsfähiger geworden ist, sondern wird auch durch den immensen Zuwachs an auswertbarem Datenmaterial (Big Data) bedingt.
Graue Zellen, graue Theorie
In der Theorie klingt Künstliche Intelligenz enorm vertrackt. Neuronale Netzwerke sind sogar tatsächlich so komplex, dass die Forschung derzeit nur bedingt versteht, was innerhalb dieser "künstlichen Gehirne" überhaupt passiert.
Daher soll das Thema anhand einiger Beispiele veranschaulicht werden. Diese sind inspiriert vom Keynote- und Session-Programm des Future Music Camp 2019 (16. und 17. Mai), das in diesem Jahr ganz im Zeichen der künstlichen Intelligenz und technischen Innovation steht.
Personalisierte Empfehlungen
Der wohl bekannteste Anwendungsbereich Künstlicher Intelligenz im Musikbusiness sind wohl Empfehlungs-Algorithmen, wie sie beispielsweise von YouTube bekannt sind. Diese Algorithmen schlagen dem User – abhängig von der bereits gehörten Musik – den jeweils nächsten Song der Wiedergabe vor.
Der Vorteil von möglichst passenden Musikempfehlungen (wie auch dem "Mix der Woche" von Spotify) ist die Kundenbindung: Nutzerinnen und Nutzer tendieren dazu, eine Plattform auch weiterhin zu nutzen, wenn ihnen ständig neue Musik vorgeschlagen wird, die ihnen gefällt. Für junge Acts sind diese Playlists von Vorteil, da so eine breitere Öffentlichkeit erreicht werden kann.
Christian Hufnagel, © ARD/SWR
In seiner Keynote "Künstliche Intelligenz und Pop-Radio" (16. Mai, 12:00 Uhr, Jungbuschhalle) wird Christian Hufnagel die Rolle von digitaler Innovation im Radio ausführlich erläutern.
Auch im Radio findet künstliche Intelligenz zunehmend Anwendung, beispielsweise in der Programmgestaltung und dem journalistischen Alltag. Christian Hufnagel (SWR) gewährte uns im Interview bereits erste Einblicke in den Themenkomplex.
Umbruch im Label-Business
KI hat auch das Potential, den Artists & Repertoire-Bereich (A&R) – den redaktionellen Bereich – der Plattenfirmen nachhaltig zu verändern. Lange Zeit war es Gang und Gäbe, das Bands ein Demo an die A&R-Abteilung einer Plattenfirma schicken und auf einen Vertrag zu hoffen.
In Zeiten des Internets wird diese Option jedoch zunehmend unpopulärer – viele Musikerinnen und Musiker vertreiben ihr Material inzwischen selbst. Die Analyse des globalen Musikkonsums auf Spotify und Co. durch KI-Tools wie Chartmetric oder SpotOnTrack hilft ihnen dabei, und macht die Marktforschung von Labels mitunter obsolet.
Sammy Andrews (u.a. Deviate Digital), © Web Summit via Flickr (https://flic.kr/p/AJTFkH) / Lizenz: CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)
Sammy Andrews (Deviate Digital) analysiert in ihrer Keynote "Aktuelle Auswirkungen von Daten und künstlicher Intelligenz auf die Musikindustrie" (17.5., 11:15 Uhr, Jungbuschhalle).
Künstliche Kreativität
Natürlich gibt es auch Versuche, Künstliche Intelligenz gleich die Arbeit von Musikerinnen und Musikern übernehmen zu lassen. Doch selbst, wenn man die eher philosophischen Fragen nach Emotion und "echter" Kreativität außen vor lässt, sind die meisten Beispiele bisher doch eher krude. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier – beispielsweise mit der Entspannungs-App Endel – durchaus innovativere Ansätze bezüglich der künstlichen Kreation von Musik.
Außerdem ergibt sich aus dem kompositorischen Potential Künstlicher Intelligenzen eine vielleicht eher unerwartete, aber dennoch an Relevanz gewinnende Frage – nämlich die nach dem Copyright: Wem gehört ein von deiner KI komponierter Song, wer darf diesen verwerten?
Smartes Urheberrecht
Im rechtlichen Bereich liegen auch weitere Anwendungsbereich künstlicher Intelligenz. So kann Künstliche Intelligenz beispielsweise zum Digital Rights Managements (DRM) eingesetzt werden: YouTubes Content ID-System beispielsweise funktioniert mittels eines speziell trainierten, neuronalen Netzwerks.
Die EU-Urheberrechtsreform wiederum könnte die Verwendung eines Content ID-ähnlichen Systems für sämtliche Plattformen, die den Upload nutzergenerierter Inhalte ermöglichen, notwendig machen.
KI könnte könnte in Zukunft weiterhin für gerechte Entlohnung von Musikerinnen und Musiker durch Streaming-Plattformen sorgen: Es gibt bereits erste Versuche, mittels KI zu überprüfen, ob ausgeschüttete Lizenzgebühren (bzw. die Plays, anhand derer die Ausschüttungen berechnet werden) stimmig sind.
Blick in die Zukunft
Natürlich sind dies alles nur Beispiele: Obwohl die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in den letzten Jahren vergleichsweise rasant fortgeschritten ist, befindet sich die Technik (vermutlich) noch immer in den Kinderschuhen. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung künftige Innovationen die Technologie treiben werden.
Auch die Anwendungsgebiete der KI sind dementsprechend noch längst nicht vollständig erschlossen: Zum einen werden sich die Anwendungsbereiche mit der Weiterentwicklung der zugrundeliegenden Technologien immer weiter verbreitern, zum anderen werden bereits jetzt ständig neue Gebiete erschlossen.
Das Future Music Camp 2019 bietet einen Einblick in dieses weite Feld – und die Möglichkeit, die Chancen und Implikationen dieser Technologie mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Musik- und Kreativbranche zu diskutieren.
Die Teilnahme am Future Music Camp ist kostenlos, das Kartenkontingent ist derzeit jedoch erschöpft – Interessierte können sich aber auf einer Warteliste eintragen.
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