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Auf eine etwas sicherere Zukunft

Molotow gerettet: Der Hamburger Musikclub zieht in neue Räumlichkeiten auf der Reeperbahn

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 09.07.2024

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Molotow gerettet: Der Hamburger Musikclub zieht in neue Räumlichkeiten auf der Reeperbahn

© Sebastian Madej (Insta Sebastian_Husum)

Mit der Unterstützung der Stadt hat der Hamburger Musikclub Molotow sein Fortbestehen gesichert und wird Anfang 2025 in ein neues Zuhause an der Reeperbahn umziehen. Damit erhält der legendäre Club nicht nur ein neues Zuhause, der Umgang mit der Existenzkrise könnte vielen Städten als Beispiel für den Umgang mit dem Clubsterben dienen.

Ende 2023 erhielt der renommierte Livemusik-Club Molotow in Hamburg die Kündigung, weil die Inhaber des Geländes darauf ein Luxus-Hotel errichten wollen.

Die Folge waren monatelange Verhandlungen zwischen den Betreibern und der Stadt über die Suche nach neuen Räumlichkeiten für Hamburgs berühmtesten Live-Club für Rock, Punk und Indie. Schon früh war klar, dass der Umgang mit dem Molotow wegweisend für die Zukunft der Hamburger Musikszene werden würde.

Ende und Neuanfang 

Künftig wird das Molotow in der Reeperbahn 136 ansässig sein, einem Haus mit einer reichen Musikgeschichte. Als der Club noch Top Ten hieß, traten dort bereits Legenden wie The Beatles oder The Kinks auf. 

Die neuen Räumlichkeiten werden bis 2037 angemietet und sind leicht größer als die bisherige Location. Derzeit befindet sich dort der Club Moondoo, der jedoch zum Jahresende schließt. Andi Schmidt, Geschäftsführer des Molotow, zeigt sich erfreut über die Entwicklung: 

"Wenn das nicht das allerbeste Geburtstagsgeschenk ist: Genau zum 34. Molotow Geburtstag, den wir dieses Wochenende feiern, haben wir erfahren, dass es eine neue Location für uns gibt."

Die Lösung für die Krise des Molotow sei auch das Ergebnis einer starken Gemeinschaft auf dem Kiez. Alexander Kulick, Mitbetreiber des Moondoo, erklärte: 

"Als die Standortprobleme des Molotows bekannt wurden, beschlossen wir spontan, unsere Clubräume anzubieten."

Abschied nach 17 Jahren

Seit 2008 war der Musikclub Moondoo in dem traditionsreichen Haus auf der Reeperbahn zuhause. Auf ihrer Homepage erklären die Betreiber, sie hätten "siebzehn Jahre lang die Clubkultur mit Euch gemeinsam mit Freude mitgestaltet und auf der Reeperbahn im Spannungsfeld von Kunst und Kommerz viele eigene Akzente gesetzt."

Den Betreibern sei jedoch klar gewesen, dass das Moondoo eines Tages schließen würde – "am besten zu einem selbst gewählten Zeitpunkt und mit einem Happy End". Zudem seien sie nicht mehr Anfang/Mitte 30 wie zur Eröffnung des Clubs "und damit in einer anderen Lebensphase, die uns nicht mehr wirklich kompatibel erscheint mit einem regelmäßigen Clubbetrieb auf dem Kiez"

Mehr Sicherheit 

Die städtische Hamburg Kreativgesellschaft wird die Clubräume mieten und sie dann an das Molotow untervermieten. Die Stadt Hamburg erklärt, mit dem Vermieter sei ein langfristiger Mietvertrag bis mindestens 2037 vereinbart worden, "so dass dieser Ort langfristig für Musikkultur gesichert werden kann".

Seit der Gründung im Jahr 1990 wird das Molotow Ende des Jahres bereits zum dritten Mal umziehen müssen, doch dieser Umzug soll die jahrelange Unsicherheit langfristig beenden.

Die städtische Hamburg Kreativgesellschaft wird die Clubräume mieten und sie dann an das Molotow untervermieten. Laut Schmidt, dem Betreiber des Molotow, sieht es so aus, als könne der Club zumindest bis 2037 in dem Gebäude bleiben. 

Tausende Unterstützer demonstrierten in Hamburg für den Erhalt des Molotows.

Tausende Unterstützer demonstrierten in Hamburg für den Erhalt des Molotows., © Sebastian Madej (Insta Sebastian_Husum)

Das drohende Aus für das Molotow hat jede Menge Aufmerksamkeit erzeugt. Kurz nach der Bekanntgabe der Kündigung versammelten sich Tausende Menschen an der Reeperbahn, um zu protestieren.

Auch Prominente wie Bela B von den Ärzten, Olivia Jones und viele mehr hatten sich an der Kampagne "Molotow must stay" beteiligt.

Wegweisende Entscheidung

Sicherlich sind nicht viele Städte mit einer derart großen Dichte an Musikclubs in einem geographisch vergleichsweise kleinen Raum gesegnet wie Hamburg zwischen Reeperbahn und Schanzenviertel. 

Dennoch zeigt das Beispiel des Molotows, dass Lösungen möglich sind, wenn Clubs durch Kündigungen der Räumlichkeiten oder sonstigen Umständen vor dem Aus stehen.

Die Zusammenarbeit zwischen privaten Vermietern, Clubbetreibern und der Stadt Hamburg setzt ein positives Beispiel für Kooperationsmöglichkeiten, um den Bestand von Clubs zu sichern. 

Viele Jahre aktiv

Zum positiven Ausgang der Molotow-Krise trug sicherlich bei, dass die Stadt Hamburg durch die Kulturbehörde seit Jahren eine aktive Rolle in der Clubszene spielt und auch in diesem Fall frühzeitig involviert war.

Es war sicher nicht nur die öffentliche Empörung, die die Stadt zum Engagement veranlasst hat –geschadet hat sie aber sicherlich auch nicht. Die Stadt Hamburg hatte sich ja bereits bei den vorherigen Umzügen für den Erhalt des Clubs eingesetzt. Diesem Beispiel sollten mehr Städte folgen.vg02.met.vgwort.de/na/0d627526004e43859e4959779a394696" width="1" height="1" alt="">

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