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Gegen Strippen-Chaos

Schluss mit Kabelsalat: So vermeidet ihr Stolperfallen auf der Bühne

Tipps für Musiker und Bands von Jörn Petersen
veröffentlicht am 16.07.2024

liveszene konzertorganisation

Schluss mit Kabelsalat: So vermeidet ihr Stolperfallen auf der Bühne

Kabel-Alarm vorprogrammiert. © Rudi Brand

Selbstverständlich gehören Kabel auf die Bühne, aber weder in die Laufwege noch die Mitte oder deine Standposition. Lediglich ein Teil der Anforderungen lautet, dass die Strippen keine Stolperfallen werden dürfen. Nicht minder wichtig ist es, keine unter Zug stehenden Fehlerquellen zu produzieren und Interferenzen zu vermeiden.

Klar ist: Ohne Kabel geht’s on stage auch in Zeiten von Wireless- und Funktechnologie nicht. Wenn du dein musikalisches Können beim Live-Gig präsentieren willst, brauchst du Bewegungsfreiheit und eben auch ein sicheres Standgefühl, das dich nicht in deiner Konzentration beeinträchtigt. 

Jede Unebenheit am Boden hat allerdings das Potenzial, dich aus dem nächsten Takt zu schmeißen. Daher stellt sich die Frage, worauf du sinnvollerweise zu achten hast und wie du es richtig machst.

Tipp Nr. 1: Kabel grundsätzlich außen am Bühnenrand verlegen

Kabel sollten nicht quer über die Bühne verlegt werden. Sinnvollerweise gehören sie an die Bühnenseiten, hinter die Backline sowie vor die Monitorboxen. Die Bühnenmitte bleibt - soweit irgendwie möglich - frei. Mag sein, dass dadurch die Strecken weiter werden, allerdings solltest du lieber längere Kabel als Abkürzungen über die Bühne in Kauf nehmen. 

Damit reduzierst du nicht nur Stolperfallen, sondern gestaltest den gesamten Auf- und Abbau weitaus übersichtlicher. Diese Übersichtlichkeit gehört aus gleich mehreren Gründen zum technischen Pflichtprogramm: Zunächst sind Kabel immer eine potenzielle Fehlerquelle. 

Wenn es irgendwo knistert und knackt, ist höchst selten auf Anhieb klar, wo das Problem liegt. Als Musiker hast du zwar vieles, aber keine Zeit. Das heißt, der Fehler muss schnellstens identifiziert werden können. Beim unüberlegt verworrenen Kabelsalat sind die Chancen gering.

Tipp Nr. 2: Sämtliche Kabel markieren

Das bedeutet nichts Geringeres, als dass die Kabel möglichst unsichtbar und zugleich wohlgeordnet verlegt werden. Nur kommt ein Kabel bekanntlich selten allein: ob bei den Instrumenten wie der Keyboard-Burg, dem getriggerten bzw. umfassend mikrofonierten Drum-Set, der kompletten Backline, der Monitor-Anlage oder PA - vom Licht-Setup ganz zu schweigen. 

Egal ob für die etwaige Fehlersuche oder den zügigen Auf- und Abbau: Kabel sollten grundsätzlich markiert werden, beispielsweise mit farbigem Gewebeklebeband; „farbig“ deshalb, weil dadurch beispielsweise jedem Musiker eine eigene Farbe zugeordnet werden kann. 

Die Kabel sollten zudem an beiden Seiten farblich und mit einem Kürzel markiert sein. Die Eingänge am Mischpult, der Stagebox, dem Sub-Core oder der Lichtsteuerung erhalten dann dieselbe, leicht identifizierbare Markierung.

Kabel sollten immer markiert werden

Kabel sollten immer markiert werden, © Rudi Brand

Tipp Nr. 3: Audio und Licht voneinander trennen

Audio- und Lichtkabel sollten keinesfalls parallel verlegt werden, weil das leicht zu induktiven Störungen führen kann. Die hauptsächliche Problematik besteht darin, dass Lichtleitungen oftmals gedimmt werden, was wiederum für Schwankungen und Spannungsspitzen in den Audiokabeln sorgen kann. In der Regel äußert sich das als nur leichtes Knacken oder Surren, aber in schlimmeren Fällen können störende Geräusche die Performance beeinträchtigen.

Im Umkehrschluss können die Kabelwidersprüche bei der Lichtsteuerung für Unterbrechungen im Datenfluss sorgen. Solche Störgeräusche oder gar Datenausfälle müssen nicht zwangsläufig auftreten - vielmehr kann das tausendmal gut gehen. Wirst du dann aber eines Tages doch von den induktiven Einstreuungen überrascht, wird es ganz sicher der falsche Augenblick sein und kann im worst case sogar die Lautsprecher zerstören.

Der Effekt ist vergleichbar mit deinem Smartphone, das in deiner Tasche nach einem Netz sucht und sich brummend über die Pickups der E-Gitarre bemerkbar macht - nur eben viel lauter. Und du selbst stehst noch hinter den PA-Lautsprechern.

Tipp Nr. 4: Kabel in Laufwegen dringend schützen

Bei aller Achtsamkeit und Ordnung wird es dennoch immer wieder vorkommen, dass Kabel an ungünstiger Stelle verlegt werden müssen. Insbesondere bei kleineren Bühnen lässt sich das manchmal schlichtweg nicht vermeiden. Das Mindeste ist es, die Kabel sorgsam mit Gaffer-Tape abzukleben. Gut nutzen kannst du auch zuvor zugeschnittene Gummimatten. 

Die professionelle Lösung sind sogenannte Kabelbrücken, die sich üblicherweise durch hohe Belastbarkeit sowie rutschfeste Oberflächen auszeichnen und die Strippen in mehreren Kanälen aufnehmen. Allerdings sind Kabelbrücken nicht gerade preiswert. 

Wenn du allerdings überlegst, dass du damit deine teuren Kabel, dein Instrument oder den Verstärker vor umherirrenden Bandmitgliedern oder feucht-fröhlich feiernden Gästen im Festzelt schützen kannst, erschließt sich dir der eigentliche Wert. 

Bei Dienstleistern und Fachkräften für Veranstaltungstechnik, die oftmals Leitungen vom FOH über die Straße verlegen müssen, sind Kabelbrücken selbstverständlicher Teil des Equipments. Ob Gaffer, Matte oder Brücke, die Kardinal-Anforderung lautet: Kein Kabel darf ungeschützt im Laufweg liegen, nirgends!

Tipp Nr. 5: Reduktion und Flexibilität einkalkulieren

Im Musikerleben ist keine Bühne wie die andere. Permanent wirst du auf veränderte Voraussetzungen reagieren müssen. Im Festzelt stehst du vor anderen Dimensionen als auf der Truck-Bühne beim Stadtfest, der Gala im Hotel oder der Hochzeit im Dorfgasthof. 

Bei sämtlichen Gelegenheiten, die möglichst längsten Kabel mitzuschleppen und die überschüssige Länge dann auf oder neben der Bühne zu drapieren, ist unnötig. Weitaus besser ist es, auf einen gewissen Fundus mit unterschiedlichen Kabellängen zurückgreifen zu können. Wozu solltest du ein zehn Meter langes XLR-Kabel verwenden, wenn die mickrige Bühne nur zwei Quadratmeter groß ist? 

Die Kunst liegt in der Reduktion und der möglichen Flexibilität. Falls die Strippen dennoch zu lang sind, werden die überflüssigen Meter idealerweise aufgerollt unter dem Mikrofonständer platziert.

Unterschiedliche Kabellängen einkalkulieren

Unterschiedliche Kabellängen einkalkulieren, © Rudi Brand

Tipp Nr. 6: Kabellängen begrenzen

Je nach Größenordnung von Bühne und Setup kann es hilfreich sein, Stageboxen mit Multicore-Kabeln zu nutzen, um eben auch die benötigten Kabellängen nicht ausufern zu lassen. 

Da die Stagebox in der Regel auf einer Seite der Bühne - Stage left oder Stage right - stehen wird, ergibt sich daraus wiederum die Tatsache, dass die Kabelwege für die jeweils andere Seite sehr lang werden können. Um nun nicht mehrere Kabel mit fehleranfälligen und oftmals wenig vertrauenserweckenden Adaptern zusammenstecken zu müssen, kannst du mit Sub-Cores arbeiten, also gewissermaßen eine Zwischenstation einbauen. 

Zwar stellt sich das Adapterproblem bei XLR-Kabel nicht, bei denen sich ja einfach male und female stecken lassen, aber auch bei denen profitiert die aufgeräumte Bühne davon, wenn sie zunächst in einem Sub-Core gebündelt, anschließend an die Stagebox und schlussendlich an das Pult oder den FOH weitergegeben werden.

Auf diese Weise wird euer Auftritt nicht nur weniger fehleranfällig, sondern auch für alle Beteiligten sicherer.

Sinnvollerweise mit Sub-Cores und Sub-Stageboxen arbeiten

Sinnvollerweise mit Sub-Cores und Sub-Stageboxen arbeiten, © Rudi Brand

In welche Kabel-Fallen seid ihr schonmal getappt? Welche Tipps habt ihr zum Verlegen von Kabeln auf der Bühne? Sagt es uns in den Kommentaren!

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