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Ein Verlust für Festival Fans 

Musikfestivals in Mecklenburg-Vorpommern haben mit hohen Kosten zu kämpfen 

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 11.07.2024

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Musikfestivals in Mecklenburg-Vorpommern haben mit hohen Kosten zu kämpfen 

© Aranxa Esteve via Unsplash

Zu wenig Personal und hohe Kosten - mit diesen Herausforderungen hat die Festival-Branche in Mecklenburg-Vorpommern aktuell zu kämpfen. Da der finanzielle Druck immer höher wird, können viele ehrenamtlich organisierte Festivals nicht mehr stattfinden. Betroffen ist unter anderem das Meeresrausch-Festival in Peenemünde.

Bereits in diesem Jahr werden einige Festivals weniger in dem Bundesland stattfinden, heißt es in einer Meldung der dpa. Auch die Tendenz für das kommende Jahr sei nicht besser, so Daniel Nitsch vom Landesverband für populäre Musik und Kreativwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. 

Das Meeresrauschen hat ein Ende

Das Meeresrausch-Festival etwa, soll in diesem Jahr zum letzten Mal stattgefunden haben. Auch hier hat das Aus nach immerhin 14 Jahren mit den steigenden Kosten zu tun. 

In einem Interview von Katapult MV berichtet Festivalgründer Maik Eichler davon, dass der Ticketpreis des Festivals jährlich um 10 bis 20 Prozent bis auf insgesamt 180 Euro angehoben wurde, um die anfallenden Kosten für die Durchführung des Festivals abzufangen. Eine wirkliche Lösung stellt dieses Vorgehen jedoch nicht dar, wie Eichlers nächste Aussage belegt:

"Da kommen wir zum nächsten Problem. Denn wenn ich bei 200 Euro ankomme – wer kann sich das noch leisten, zu einem Festival wie hier in Peenemünde zu fahren? Für Anreise, Essen, Trinken und Spaßhaben braucht man ja auch noch Geld. Dann sind 600 Euro weg und das ist zu viel für den Nachwuchs. Damit hat die ganze Branche stark zu kämpfen."

An Nachwuchs mangele es laut Eichler ohnehin bereits. Den Rückgang an jüngeren Gästen führt er auch auf die Corona-Pandemie zurück. 

"Die Leute haben sich neu orientiert mit ihren Akkuboxen und mit ihren Freunden, was auch schön ist. Aber sie haben kein Gespür mehr zu der Club- und Festivalszene."

Letztendlich bringe zudem auch der Veranstaltungsort selbst noch ein Problem mit sich. Als das Festival zum ersten Mal in Peenemünde stattgefunden hat, hat Peenemünde laut Eichler gerade einmal 180 Bewohner und Bewohnerinnen gezählt. Aber – so Eichler: "Die Gemeinde wird anwachsen auf 800 Einwohner und deswegen wird so ein Konzept, wie wir es fahren – mit Programm und Musik in der Nacht – nicht mehr möglich sein."

Fehlende Stammgäste 

Auch das 3000 Grad-Festival in Feldberg blickt laut Landtag mit Sorge Richtung Zukunft. Um die entstandenden Mehrkosten aufzufangen, hätten die Organisierende die Ticketpreise um etwa fünf Prozent angehoben. Doch auch festivalbegeisterte Stammgäste selbst seien von Kostensteigerungen betroffen und hätten dadurch Schwierigkeiten sich die Tickets zu leisten. Das 3000 Grad-Festival rechnet aus diesem Grund mit etwa 50 Prozent fehlender Stammgäste.

Ähnlich sieht es beim internationalen Elektromusik- Festival Airbeat One im mecklenburgischen Neustadt-Glewe aus. Die Organisierenden haben die Ticketpreise nach eigenen Angaben um fünf bis zehn Prozent erhöht. Aber selbst die Preissteigerung um zehn Euro sei laut den Veranstaltern "bei weitem" nicht genug, um die anfallenden Mehrkosten zu kompensieren.

Forderung nach mehr Anerkennung 

Daniel Nitsch fordert von der Politik mehr Anerkennung und Unterstützung für Festivals. Eine Möglichkeit seien hier beispielsweise vereinfachte Genehmigungsprozesse für Veranstaltende.

Auch die LiveKomm hatte sich jüngst zu dem enormen Kostendruck geäußert, unter dem die Kulturbranche und vor allem Clubs und Festivals stehen und kritisiert, dass notwendige staatliche Förderprogramme häufig zu gering ausfallen. 

Fest steht, dass nicht nur Mecklenburg-Vorpommern vom Festival-Schwund betroffen ist. In Großbritannien sollen alleine in diesem Jahr bereits 40 Musikfestivals abgesagt worden sein und auch in Australien, den Niederlanden und Irland ist ein Festivalsterben beobachtbar. In Deutschland erregten zuletzt die Nachrichten über das Ende des Stuttgarter HipHop Open und des Melt! Festivals Aufsehen.

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