Kleinigkeiten machen den Unterschied
So macht ihr nachhaltig Musik: Von Tipps fürs Instrument bis zum Klimaschutz auf Konzerttournee
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Nachhaltig Musik machen. © Amine M'Siouri (Pexels)
1. Musikmachen
Equipment nicht ausufern lassen
Brauche ich wirklich immer die neuste Hardware oder reicht ein Softwareupdate, um den neuen gewünschten Sound zu erreichen? Hinterfragt was ihr wirklich für eure Bühnenshows benötigt. Weniger benötigtes Equipment heißt, weniger Strom bzw. weniger Transportkosten und somit eine bessere Umweltbilanz.
Gebrauchte Instrumente kaufen
Früher oder später ist es dann doch so weit: Neue Instrumente müssen her. Doch es muss nicht immer das neuste Equipment sein. Der Gebrauchtkauf spart die Herstellung eines neuen Produktes und meistens auch einige Euros für die Anschaffung.
Equipment leihen
Wenn es spezifischer Hardware bedarf, gerade für die Beschallung des Konzerts und bei teuer benötigter Technik, ist das Leihen eine gute Möglichkeit. Schließlich wird nicht jeden Tag eine PA zum Beschallen von tausenden Menschen benötigt.
Apps für Musiknoten nutzen
Gerade bei Covergigs hat man nicht immer alle Songs auswendig parat und ist auf Sheets angewiesen. Anstatt sich die jeweiligen Songs auszudrucken, können die Songs auch per App auf Tablets angezeigt werden.
2. Touring
Backline bei Konzerten teilen
Spielen mehrere Bands/Acts bei einem Event ist es sinnvoll, sich die Backline zu teilen. Die Band die den kürzesten Anfahrtsweg hat, kann diese Aufgabe aus logistischen- und umwelttechnischen Gründen am besten übernehmen.
Umweltfreundliche Bühnentechnik nutzen
Neue höherwertige Modelle von LED-Leuchten ermöglichen einen (fast) vollständigen Verzicht auf konventionelle Beleuchtung. Im direkten Vergleich sind diese deutlich sparsamer und lassen sich ohne Gefahr der Beschädigung einfach an- und ausschalten.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Gig
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Gig zu fahren ist natürlich nicht immer möglich. Spielt ihr aber mit einem kleinen Set und benötigt wenig Equipment, ist es durchaus praktikabel. Die Bahn ist beispielsweise das Verkehrsmittel, welches am wenigsten CO2 pro Kopf produziert.
Spritsparenden Tourbus nutzen
Ein spritsparender Tourbus als Transportmittel ist sehr zu empfehlen. Dieser ist nicht nur klimaneutraler als seine Alternativen, sondern spart auch noch unnötige Kosten. Solche Transporter findet man beispielsweise bei Verleihern oder Car-Sharing-Anbietern mit dem "Blauen Engel"-Siegel.
Lineares Routing
Wenn eine Tour lang genug im Voraus geplant wird können Umwege und Zick-Zack-Fahrten vermieden werden. Das spart unnötige Treibstoff-Kosten. Darüber hinaus sollte auf Flüge innerhalb eines Landes verzichtet werden.
Vermehrt regionale Konzerte spielen
Legt den Schwerpunkt eurer Konzerte in einen engeren Radius, beispielsweise 100 km um euren Heimatort. Neben dem verringerten CO2-Ausstoß spart ihr zudem Zeit, Geld und Stress. Außerdem freuen sich die Heimatsupporter, dass sie zu mehreren Konzerten gehen können.
Fans um klimaneutrales Anreisen bitten
Nicht nur die Artists können durch ein wenig Umdenken etwas für die Umwelt tun. Medienpartner können Besucher des Konzerts darum bitten klimaneutral anzureisen. Falls diese nur mit dem Auto anreisen können, schafft das Bilden von Fahrgemeinschaften ebenfalls Abhilfe. Eine weitere Alternative ist das Reisen mit dem Fahrrad, natürlich nur, wenn die Veranstaltung nicht zu weit entfernt ist und Stellplätze zur Verfügung gestellt werden.
Konzerttickets mit kombinierten ÖPNV-Karten anbieten
Um den Fans einen Anreiz zu einem klimaneutralen Anreisen zu geben, könnt ihr die Veranstalter der Konzerte darum bitten, die Konzerkarten als Kombitickets für den ÖPNV anzubieten. Die Besucher können somit für ihr Engagement mit einer kleinen Ersparnis belohnt werden.
Ticketing digital abwickeln
Allgemein ist der Druck von Tickets aus technischer Sicht heute nicht mehr notwendig. Ticketing-Unternehmen wie Eventim bieten euch Apps, die den QR-Code der Veranstaltung per Smartphone scannen und das ganze sogar direkt Buchhaltungstechnisch koppeln.
Auf nachhaltige Produkte beim Catering zurückgreifen
Dieser Ansatz richtet sich in erster Linie an die Veranstalter. Möglichkeiten für Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang sind z.B. der Verzicht auf Plastikflaschen, und ein Angebot an regionalen Bioprodukten und oder vegetarischen/veganen Speisen schaffen.
Müll reduzieren
Um möglichst wenig Müll zu produzieren, kann auf biologisch abbaubare Materialien zurückgegriffen werden, diese können im Nachhinein kompostiert werden und vermindern dadurch die CO2-Bilanz.
3. Kommunikation, Releases und Merch
Vermehrt online werben
Der Schwerpunkt des Musikmarketings hat sich bereits jetzt auf das Onlinemarketing verlagert. Bewerbt eure Veranstaltungen und Releases via Facebook, Instagram oder lokalen Onlineplattformen. Auch Backstage PRO bietet euch diese Möglichkeit. Eure Veranstaltungen werden zusätzlich bei Meinestadt.de eingetragen.
Absichten klar kommunizieren
Sich für den Klimawandel zu engagieren ist löblich und keinesfalls etwas das ihr verheimlichen müsst. Durch das Eintreten eures Standpunkts können möglicherweise einige der Fans zum Nachdenken und zum Verändern alltäglicher Gewohnheiten angeregt werden. Immerhin habt ihr Vorbildfunktion für viele Fans.
Released digital
Verzichtet bei eurem nächsten Release auf die Herstellung von CDs und Vinyls. Neben dem Umweltaspekt ist es zudem so, dass durch das vermehrte Streamen von Musik, sich die physische Variante immer weniger rechnet und in den meisten Fällen die Kosten für die Produktion und Vermarktung nicht wieder eingespielt werden.
Recyclebares Papier nutzen
Natürlich kann trotz aller Anstrengungen nicht alles digital über die Bühne laufen. Also stehen alte Poster als Verpackungs-/Versandmaterial für neue Poster zur Verfügung. Auch CD-Verpackungen können aus Karton hergestellt werden. Außerdem gibt es mittlerweile viele Upcycling-Werkstätten die aus alten Bühnenbannern Taschen machen, die an die Fans verteilt werden können.
Ausgewählten Merchandise verkaufen
Achtet bei eurem Merchandise darauf, was wirklich gebraucht wird und wie dieser hergestellt wird. Ihr könnt zum Beispiel darauf achten, das eure Fan-Shirts "fairtrade" produziert und das diese regional und mit möglichst wenig Wasserverbrauch hergestellt werden. Versucht Merch zu vermeiden, der nach Beendigung des Konzerts direkt im Müll landen könnte.
Es gibt noch etliche weitere Ansätze, mit denen man im Alltag nachhaltig Musik machen kann. Gerade im Kleinen lässt sich Vieles umsetzen. Welche Erfahrungen macht ihr in eurem Musikalltag? Welche nachhaltigen Ideen habt ihr, um diese Liste noch weiter zu ergänzen?
Schreibt es in die Kommentare.
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